4 Jahre Mojo. Interview mit Gründer Leif Nüske

Mojo. LEIF Nueske. Foto- Gordon Timpen

Happy Birthday. Vor vier Jahren, im Februar 2013, eröffnete das legendäre Mojo erneut auf der Reeperbahn. Nachtleben-Ressortleiter Ole Masch sprach mit Klub-Gründer Leif Nüske

Mojo Wiedereröffnung

SZENE HAMBURG: Zur Neu-Eröffnung hatten wir dich im Interview im Jahr 2013 gefragt, warumHamburg den Mojo Club braucht. Was antwortest du heute?

Leif Nüske: Der Club wird auf internationalem Level wahrgenommen und kann entsprechend agieren. Gerade die Reaktionen der Künstler spiegeln wider, dass wir kein x-beliebiger Club sind, sondern markant und, trotz starker Retro-Elemente, modern.

Deine damalige Antwort bezog sich vor allem auf die inhaltsgetriebene Ausrichtung des Mojo …

… und das finde ich, als ein vielleicht etwas geschmäcklerisches Korrektiv, auch weiterhin wichtig. Der neue Mojo Club ist wesentlich mehr Spielstätte als früher und insofern sind wir auch inhaltlich deutlich offener. Aber gleichzeitig gucken wir nach wie vor sehr genau darauf, was hier passiert. Jeder mag das anders beurteilen, aber dadurch, dass nicht alles von A-Z stattfindet, besitzt der Club Relevanz.

Was ist denn für dieses Jahr geplant?

Wir ändern gerade die Öffnungszeiten im Jazzcafé. Zwischen Mittwoch und Sonntag laufen dann Sachen wie der 45/7 Vinyl Club, die neuen Beat Read Sessions und viele DJ-Sets – meist in einem Old School Mojo-Spirit. Außerdem wird der Rollerskate Jam und unser Soul Allnighter fortgeführt. Und natürlich gibt es jede Menge Auftritte großartiger Künstler wie Nick Waterhouse, Sohn, Afrob, Apollo Brown, Oddisee, Thundercat, Tinie Tempah oder Chefboss. Auch wird es wieder eine Kooperation mit der von uns sehr geschätzten Staatsoper geben und später im Jahr einige Sessions draußen auf dem Platz. Klar ist, dass wir unsere Vinyl-Getriebenheit vertiefen. Als Sidekick bauen wir gerade einen riesigen mobilen Kassettenrecorderturm. Leute können sich an der Bar für einen Euro Kassetten kaufen und ihren eigenen Mittschnitt aufnehmen. Man muss dann nur daran denken, irgendwann umzudrehen.

Sicher leistet die Elbphilharmonie einen Beitrag, Musik in die Stadt zu bringen. Man muss sich aber fragen, wie ist sie in die kulturelle Infrastruktur der Stadt eingebunden und wie sind es andere Musikbühnen? Wie weit bewegen sich exzessiv unterstützte Betriebe in Bereiche, die rein privatwirtschaftlich sind?

Bei der Wiedereröffnung reichte die Schlange fast bis zum U-Bahnhof St. Pauli. Wann war sie das letzte Mal so lang?

Da fällt mir spontan die Assoto-Party ein. Es kommt immer mal wieder vor, aber im Vergleich zu früher hat sich auch die Türsituation geändert. Wir sind bemüht, die Leute schnell reinzulassen, da der Wind auf dem Vorplatz,unfassbar stark pfeift. Gerade bei,Konzerten merkt man, dass wir durch die großen Klappen in kürzester Zeit,wahnsinnig viele Menschen reinbekommen.

Es gab mal wesentlich mehr Clubnächte bei euch und als Ergänzung einige Konzerte. Heute ist dies genau andersherum. Wieso?

Weil wir bei Clubabenden keine Kompromisse eingehen und inhaltlich genau gucken, was wir machen wollen und was nicht. Im Januar hatten wir eine kurze Pause. Jetzt geht es durch bis zum Sommer. Uns ist die regelmäßige Bespielung des Samstages sehr wichtig. Alle anderen Sachen sind ausgewählte Geschichten, die wir machen, weil sie Spaß bringen.

Mojo Club

Könnte es auch daran liegen, dass es für mehrere Partys am Wochenende schlichtweg nicht genügend Gäste gibt?

Beides. Man kann sagen, für zwei volle Tage gibt es das Publikum nicht.

Aber gäbe es dafür überhaupt den Inhalt?

Wenn man relativ bedingungslos ist, muss man sagen, es ist okay, wir machen das Programm. Und das ist nicht mundgerecht und auf Publikumsmaximierung aus. Sicher gibt es einen Weg zwei Tage Halligalli zu machen. Aber wo landet man dann?

Vermutlich in einem anderen Bereich der Clubszene. Wie schätzt du diese in Hamburg zurzeit ein?

Es gibt die Tendenz hin zu kleineren Clubs. Leider zerfasert gerade etwas die Clubdichte auf dem Kiez. Umso undergroundiger es wird, desto mehr geht es weg von hier. Natürlich finden das viele gut, weil der Kiez gerne kritisch gesehen wird. Aber andererseits ist es etwas sehr Besonderes, was Hamburg damit hat. Ich finde jeden inhaltsbetriebenen Laden, der nicht hier ist, bedauerlich. Gerade beim Reeperbahn Festival ist es großartig, dass jeder Club mit einer musikalischen Aussage unterwegs ist. Dieser Spirit einer interessierten Masse ist unvergleichbar.

Und wie hat sich das Ausgehverhalten an anderen Tagen im Jahr verändert?

In welchem Vergleich? Zu den 90ern? Seitdem und seit Netflix und Internet natürlich sehr. In letzter Zeit vor allem dahingehend, dass alles deutlich eventbezogener ist. Und auch das Interesse für inhaltsgetriebene Musik hat sich stark relativiert. Es geht also zum einen um die Anzahl der Leute, die überhaupt weggehen, und zum anderen um die, die weggehen und dann noch inhaltlich interessiert sein müssen. Und wir leisten uns eben oft Sachen, für die Interesse vorausgesetzt wird.

Könnt ihr euch dies auch deswegen leisten, weil der Club damals im Grunde geschenkt war?

Wir leisten uns das, aber haben auch sehr viel investiert. Das Ganze war ja politisch gewollt. Alle stimmten überein, dass ein reines Bürogebäude auf der Reeperbahn nicht wirklich passt. Klar ist uns der Club gestellt worden und diese Kosten liefen bei uns nicht auf. Aber die laufen auch nicht auf, wenn ich in ein altes Kino gehe und dort etwas eröffne. Alles was hier reingelegt wurde, jede Leitung, jedes Panel, wurde von uns mit hohem persönlichen Risiko finanziert. Da gab es keinerlei Unterstützung von der Stadt oder von irgendwem. Wir unterliegen einem wirtschaftlichen Druck wie jeder andere Club auch. Das wird oftmals falsch wahrgenommen.

Gerade wurde die Elbphilharmonie eröffnet. Wie stehst du als Clubbesitzer zur dort stattfindenden Unterstützung der Stadt?

Das ist schon spannend. Ich habe das Haus gedanklich sehr lange, sehr wohlwollend begleitet. Im Moment verändert sich ein bisschen der Blick darauf und nicht unbedingt zum Besseren. Sicher leistet die Elbphilharmonie einen Beitrag, Musik in die Stadt zu bringen. Man muss sich aber fragen, wie ist sie in die kulturelle Infrastruktur der Stadt eingebunden und wie sind es andere Musikbühnen? Wie weit bewegen sich exzessiv unterstützte Betriebe in Bereiche, die rein privatwirtschaftlich sind? Was wird zum Beispiel im Kleinen Saal stattfinden und begibt man sich dort in Gefilde, die uns als Club betreffen? Subventionierte Kulturbetriebe sollten Einmaligkeiten schaffen, die unter normalen wirtschaftlichen Gesichtspunkten nicht machbar sind. Wenn sie anfangen, sich in reguläre Strukturen

Foto: Silke Zenker


Ole

Nachtleben-Ressortleiter Ole Masch, unser Mann für die Szene nach Sonnenuntergang.

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