Hamburger des Monats: Uwe Lübbermann und Miguel Martinez

premium cola
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Zwei Männer, eine Mission: Mit Cola die Welt ein bisschen besser machen

Ein Cola-Produzent ändert seine Rezeptur. Für Uwe Lübbermann, 40, der Anlass, Premium-Cola zu gründen.Und gleichzeitig ein vollkommen anderes soziales Konstrukt umzusetzen. Miguel Martinez, 42, war als Vertriebler von Anfang an Teil dieser Idee. Weil sie zu verrückt war, um nicht zu funktionieren.

Interview: Regine Marxen; Fotos: Philipp Jung

SZENE HAMBURG: Uwe, stimmt es, dass du Premium-Cola nur gegründet hast, weil Afri Cola, dein damaliges Lieblingsgetränk, seine Rezeptur änderte?
Uwe Lübbemann: Das war der Anlass. Aber der Grund war, dass ich als Konsument nicht darüber informiert wurde. Und als Konsument bin ich Träger des Ganzen und muss eigentlich sogar das Recht haben, bei dem Produkt mitzubestimmen.

Und dann hast du einfach beschlossen, dein eigenes Ding, deine eigene Cola zu machen?
Uwe: Nicht sofort. Ich habe dann erst einmal zwei Jahre protestiert und dann habe ich herausgefunden, dass du relativ einfach Sirup bestellen, 960 Flaschen abfüllen und dann anfangen kannst, deine eigene Limonade zu produzieren. Ich hatte damals keinen Plan, ein Unternehmen zu gründen. Was das heute für Kreise zieht, ist ja unfassbar. Das war nicht geplant.

Miguel: Eigentlich sollte das Ganze nur für Fans der alten Afri Cola sein. Eine Palette, 40 Kisten. Einer dieser Fans aber hat die Cola einem Gastronomen gegeben, der sagte: „Geil, will ich haben“. Ich fand die Idee so bekloppt, ich wusste, das klappt. Ich sagte damals: „Uwe, ich kenne ganz viele Leute, ich helfe dir.“ Und am selben Tag habe ich Norbert Karl vom Pudel angesprochen. Im Grunde habe ich damals Uwe irgendwie mit Hamburg zusammengebracht.

Uwe: Das stimmt. Ich war damals rund vier Jahre in Hamburg, hatte auch schon als Barkeeper gearbeitet. Aber welche Läden es hier gibt, hätte ich nicht gewusst.

Premium Cola

Wie verbreitet ist eure Limonade in Hamburg heute?
Miguel: Wir vertreiben Premium in 200 Städten in Deutschland, Österreich und in der Schweiz. Im Gunde haben wir in Hamburg in 15 Jahren aber nur rund 40 Läden klargemacht. Das ist nicht viel. Aber ich bin auch kein typischer Vertriebler. Ich verkaufe Premium da, wo ich ausgehe, wo ich mich aufhalte. Meine Vision ist, dass sie ein Nischenprodukt bleibt. Und dass die, die uns unterstützen, an das Produkt und die Idee glauben und nicht den Preiskampf mitmachen.

Ihr entscheidet alles im Kollektiv, jeder hat Mitspracherecht.Aber die Marke ist auf dich zugelassen, Uwe. Heißt, im Notfall kannst du Entscheidungen ohne Konsenszustimmung treffen?
Uwe: Ich habe es eben angefangen. Und ich habe mich nie getraut, das Unternehmen in kollektive Rechtsformen zu geben. Es gab in 15 Jahren aber nur drei Fälle, in denen ich schnell entscheiden musste. Zweimal ging es um Etiketten und deren Gestaltung, einmal um eine Fehlproduktion mit zu viel Koffein. Der Gesetzgeber gibt vor, dass du diese dann unverzüglich aus dem Handel nehmen musst. 3 Fälle in 15 Jahren, dass heißt, alle 5 Jahre braucht man mal jemanden, der fix entscheidet. Meine Hauptfunktion ist, dem Konstrukt eine Orientierung zu geben.

Wie machst du das?
Uwe: Ich bekümmere alle Teilhaber und bringe sie zusammen. Ich möchte die Bedürfnisse aller Kollektivisten berücksichtigen. Der Hauptteil unserer Kommunikation läuft über das Internet. Ich bin fast immer online, habe immer einen zweiten Akku dabei.

Wie motivierst du dich?
Uwe: Als Jugendlicher habe ich auf dem Bau gejobbt. Da hatte ich einen Schlüsselmoment. Die Eltern meiner Mitschüler, Anwälte und so weiter, schauten damals auf die Handwerker auf dem Bau herab. Die Handwerker machten das Gleiche. Weil Akademiker keine echten Kerle wären. Und ich dachte: Aber wir brauchen doch beides. Anwälte und Handwerker. Alles Menschen. Gleichberechtigung von Menschen ist meine Motivation, das ist es, was ich umsetzen will. Und ich bin ein sehr sturer Mensch.

Wie äußert sich das?
Uwe: Ich habe achteinhalb Jahre gebraucht, um mein Leben von meiner Arbeit bei Premium-Cola finanzieren zu können. Ich wollte diese Idee umsetzen. Und ich möchte andere Unternehmen von dem Gedanken der Demokratisierung überzeugen.

Trägt diese Bemühung auch außerhalb von Premium-Cola Früchte?
Uwe: Ja. Ich berate Firmen, auch Großkonzerne. Umsonst. Was ich im Grunde nicht fair finde. Aber ich bin eben stur. Und ich war jüngst in den Arabischen Emiraten, weil diese sich für unser Konstrukt interessieren.

Hattest du nie Phasen des Zweifels?
Uwe: Doch sicher. Ich bin kein Altruist. Ich mache das Ganze ja auch, weil ich Leute um mich herum haben will, denen ich trauen kann. Und ich will selber auch abgesichert sein. Das ist mir sehr wichtig. Und die Freiheit. Ich mag es nicht, Anweisungen entgegenzunehmen.

Miguel: Wenn Uwe Vorträge hält, dann trägt er oft grüne Socken und zieht seine Schuhe aus. Weil er dann sagen kann: Ich habe die Freiheit, hier in grünen Socken vor euch zu stehen. Das ist ein Mechanismus, den er sich erarbeitet hat.

Uwe, Freiheit ist dir wichtig, aber gleichzeitig suchst du die Sicherheit? Geht das zusammen?
Uwe: Ich werde ja auch älter. Ich hatte lange den Beinamen Plan B, weil ich mir sehr viel Gedanken darüber mache, was schiefgehen kann, um dann vorbereitet zu sein.
Miguel: Er hatte früher in seinem Haushalt drei Kaffeemaschinen und drei Computer. Falls zwei kaputtgehen.

Uwe: Genau. Aber inzwischen habe ich den Beinamen Inschallah. „Wir gucken mal, wie es läuft“ – und dann habe ich trotzdem noch einen Plan B.

Wie lautet dein Plan B, falls Premium-Cola scheitert?
Uwe: Dafür habe ich keinen Plan B. So lange das Kollektiv mich weitermachen lässt, mache ich das.

Miguel (laut lachend) Uwe hatte die Vision. Er ist schuld an allem, was wir gerade machen. Wir werden ihn weitermachen lassen. Noch ist er gesund genug im Kopf.

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