Interview. Mando Diao: „Wir haben uns hinter Arroganz versteckt“

Mando Diao
Fotocredit_Charli ljung

Am 12. Mai veröffentlicht die schwedische Rockband ihr neues Album „Good Times“. Kürzlich haben sie es im Molotow schon mal vorgespielt. Unser Musik-Ressortchef Erik Brandt-Höge hat mit der Band gesprochen

SZENE HAMBURG: Mando Diao, nennt doch mal drei Dinge, die ihr braucht, um eine gute Zeit zu haben.

Björn Dixgård: Tolle Musik.

Patrik Heikinpieti: Platz zum Tanzen.

Jens Siverstedt: Gras.

Klingt ja so mittelwild. Vor zehn Jahren hättet ihr womöglich noch ganz andere Sachen gesagt.

Jens: Ich nicht (lacht).

Björn: Doch, doch. Wir wären rock’n’rolliger gewesen in unseren Antworten. Damals waren wir teils sehr unsicher, haben uns hinter klischeehaftem Gerede versteckt, manchmal auch hinter Arroganz. Wir wollten uns einfach schützen.

Ist Rock’n’Roll für euch heute mehr mit Arbeit und Pflichterfüllung als mit reinem Vergnügen verbunden?

Björn: Gute Frage. Ich finde schon, dass wir immer noch einen rock’n’rolligen Lebensstil haben, auch das Gefühl für die Musik ist über die Jahre gleich geblieben. Was sich aber sicher verändert hat: Mit 25 konnten wir von allem, was mit Rock’n’Roll zu tun hat, einfach nie genug bekommen. Vielleicht auch, weil wir es gar nicht für möglich hielten, mit 30 immer noch Musik zu machen. Wir wollten alles mitnehmen, was wir kriegen konnten. Heute, da wir über 30 sind, wissen wir etwas besser damit umzugehen.

Was ist mit der Bühne? Viele etablierte Musiker sprechen davon, irgendwann geradezu süchtig geworden zu sein nach Applaus. Kennt ihr dieses Gefühl auch?

Björn: Klar! Aber auch das hat sich verändert. Früher war die Bühne für mich noch ein absoluter Ego-Shooter, heute erlebe ich sie eher als angenehmen Stimmungsheber und weniger Ich-bezogen. Eine Art Sucht ist dennoch geblieben. Die Energie, die da oben bei einem ankommt, ist einfach so intensiv und erfüllend, dass ich sie niemals missen möchte.

Mando Diao

Noch mal zurück zu den Dingen, die ihr für „Good Times“ braucht. Einen Begriff habe ich da vermisst, nämlich: Zeit. Auch auf dem Album heißt es einmal sehr vergnüglich: „I have time, endless time“.

Jens: Wir haben ja auch Zeit.

Patrik: Und wenn nicht, haben wir in unserer Situation das Privileg, sie uns nehmen zu können.

Björn: Wobei Zeit ja sehr trügerisch sein kann. Weil sie sich immer anders anfühlt, mal länger, mal kürzer. Meine Meinung ist: Man sollte sich in Sachen Zeit nicht unter Druck setzen. Wenn ich zum Beispiel auf einen Rave gehe, stört es mich nicht, wenn ich erst bei Sonnenaufgang nach Hause komme. Andere machen sich da mehr Gedanken, sagen: „Oh, schon so hell, wir waren viel zu lange weg!“ Ich hingegen finde: Na und? Ist doch gut so! Alles richtig gemacht, weil beim Spaßhaben nicht so viel an die Zeit gedacht.

Auch nicht ganz uninteressant: Liest man die Tracklist des Albums einmal chronologisch herunter, steht da: „Good Times“, „Shake“ „Money“. Über Geld müsst ihr euch aber sicher keine Sorgen mehr machen und denkt im Studio nicht zwingend an kommerziellen Erfolg – oder?

Björn: Im Studio machen wir uns tatsächlich so gut wie gar keinen Kopf darüber, wie andere das Album finden könnten. Da machen wir einfach, was wir wollen. Wenn wir aber damit fertig sind, konzentrieren wir uns schon darauf, mit unserer Arbeit auch Erfolg zu haben – deshalb führen wir auch dieses Interview. Wir wollen Werbung für uns und unsere Musik machen.

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Und wenn die Werbung hinhaut, die Songs im Radio laufen und ihr sie dort hört: Inwiefern verändert sich da eure Stimmung?

Jens: Ich denke dann immer: Yeah, schon wieder 150 Dollar verdient! (lacht) Nein, natürlich nicht.

Björn: Wir haben da keine narzisstischen Auswüchse. Wenn etwas von uns im Radio läuft und wir es hören, fühlt sich das gut an, allerdings nicht mehr so speziell wie beim ersten Mal, Ende der 90er Jahre. Das war schon krass damals. Irgendwie … einfach cool. Noch etwas, das sich über die Jahre verändert hat (lacht). / Beitragsbild: Charli ljung

Mando Diao Good Times Das Album „Good Times“ erscheint am 12. Mai

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