Kilians. Comeback dank WhatsApp

Kilians
Foto: Alexander Malecki

Vor zehn Jahren erschien „Kill The Kilians“, das erste Album der blutjungen Dinslakener Band um Sänger Simon den Hartog. Der Beginn einer Achterbahnfahrt von einer Karriere: Thees Uhlmann übernahm das Management, Universal lieferte den Major-Deal, die Kilians gingen mit Coldplay auf Tour. So steil es bergauf ging, so rasant ging es auch wieder bergab.

Das Musikgeschäft hatte die Gruppe müde gemacht. 2013 gaben die Kilians ihr Ende bekannt. Für eine – vorerst – einmalige Tournee zum Debüt-Jubiläum ist sie nun zurück. Am 2. Juni werden sie im Hamburger Schanzenzelt spielen.  Ein Gespräch mit Simon (Foto Mitte) übers frühe Rockstarleben, Kapitulation und Comeback

 SZENE HAMBURG: Simon, was musste passieren, damit ihr euch wieder für eine Tour entscheidet? Ging es euch ums Geld? Um Aufmerksamkeit? Oder etwas ganz Anderes?

Simon den Hartog: (lacht) Um Geld ging es uns auf jeden Fall nicht, auch Geltungsdrang war kein Grund. Es war vielmehr so, dass sich ein sehr guter Freund von uns gewünscht hatte, drei Songs von uns auf seiner Hochzeit im letzten Jahr zu hören – und zwar live. Wir aus der Band hatten uns lange nicht gesehen, kamen dort wieder zusammen und haben darüber gesprochen, wie es uns mit dem Ende der Kilians so geht.

Und?

Wir waren alle Meinung, dass der Schlussstrich an sich richtig war, es aber doch sehr schade ist, dass wir seitdem gar nicht mehr so viel miteinander zu tun haben. Wir haben dann eine WhatsApp-Gruppe gründet und angefangen, an der Idee von neuen Konzerten zu arbeiten.

Folgten darauf strikte Proben? Die letzten sind ja schon eine Weile her.

Sagen wir es mal so: Man verlernt zwar nie das Fahrradfahren, aber durch die längere Pause fehlte uns natürlich die Routine. Deshalb hat erst mal jeder für sich seine musikalischen Hausaufgaben gemacht, und danach haben wir gemeinsam am Repertoire gefeilt. Jetzt freuen wir uns, dass es los geht und glauben an wirklich tolle Konzerte.

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Habt ihr bei aller Euphorie auch wieder Gedanken an das Musikgeschäft, das euch damals so ermüdet hat? Du selbst hast es ja einst als „menschenfressend“ bezeichnet.

Das stimmt, aber ich meinte damit ja nur die Industrie, nicht die Musik und auch nicht das Touren. Gemeinsam unterwegs zu sein, fand ich immer total schön, und im Moment denken ich und die anderen auch nur daran.

Wagen wir doch mal einen Blick zurück. In einem Satz zusammengefasst, könnte man wohl sagen: Eure Karriere nahm von Beginn an ruckzuck an Fahrt auf, es ging steil bergauf, ebenso steil bergab und kam schließlich zur Stagnation.

Ja, so kann man es formulieren. Aus heutiger Sicht erscheint einem der Start tatsächlich als sehr steil. Damals haben wir das allerdings kaum realisiert. Ist ja oft so: Vom Aufstieg bekommt man selten etwas mit. Was einem von einer bestimmten Lebensphase eher in Erinnerung bleibt, ist das Gefühl von eben dieser Stagnation, vielleicht sogar Kapitulation vor den Mechanismen der Industrie und ein bisschen auch vor sich selbst. Uns fehlte am Ende einfach der letzte Push. Wir waren mit unserer Unzufriedenheit irgendwann zufrieden.

Zwischendurch jedoch muss es wie ein Rausch gewesen sein, etwa als ihr mit Coldplay auf Tour gegangen seid. Kamen da Gefühle von unkaputtbaren Rockstars auf?

Klar hat sich irgendwann etwas verändert. Als wir erfolgreicher und in der Öffentlichkeit erkannt wurden, sind wir in unserer jugendlichen Naivität auch mal abgedriftet, haben die Bodenhaftung verloren. Wir haben zu allem „ja, klar“ gesagt und überall gespielt, wo wir spielen konnten. Wir waren kleine Jungs auf einem riesigen Spielplatz. Wir haben uns wie Rockstars benommen, uns aber ehrlich gesagt nie wirklich wie welche gefühlt.

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„Wir können jetzt ganz unbedarft an alles herangehen“

Bereut ihr etwas?

Wir würden manches sicher nicht wiederholen. Trotzdem finde ich: Man ist nur einmal jung, und in dieser Zeit darf man auch bestimmte Erfahrungen machen. Wenn man zum Beispiel auf einer Veranstaltung ist, auf der man sich nicht wohl fühlt, darf man sich auch mal daneben benehmen. Und wenn man jemanden scheiße findet, darf man ihm das auch sagen.

Vielleicht bewirken die Erfahrungen von damals auch eine gewisse Entspanntheit, wenn ihr jetzt wieder zusammen auf die Bühne geht.

Bestimmt. Wir haben in den frühen Jahren nichts versäumt und deshalb auch nicht mehr den unbedingten Drang, bestimmte Dinge erleben zu müssen. Wir können jetzt ganz unbedarft an alles herangehen.

Könnte dabei womöglich doch noch ein neues Album entstehen?

(überlegt lange) Wir spielen jetzt erst mal die Konzerte, und dann sehen wir weiter.

/ Interview: Erik Brandt-Höge /Alexander Malecki

 Save the Date: Schanzenzelt, 2.6.17, 20 Uhr

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