LesBar: Verschwörungstheorien von Karl Hepfer

Karl-Hepfer-Verschwoerungstheorien

Literatur-Ressortleiterin Jenny V. Wirschky weiß, was unsere Leser lesen wollen. Oder sollten. Hier gibt sie euch ihre persönlichen Lese-Empfehlungen. Diesmal empfhiehlt sie ein Buch für alle, die sich für Verschwörungstheorien von Chemtrails bis NineEleven begeistern oder einfach nur interessieren.

Um mit dem Schrecken des Dogmas umzugehen, bedarf es viel Humor und der Fähigkeit, bei alldem seinen rationalen Blick zu bewahren. Karl Hepfer, Professor für Philosophie an der Uni Erfurt, hat sich diesem Eiertanz auf erstaunlich genügsame Weise gewidmet und die berühmt-berüchtigtenVerschwörungstheorien unserer Zeit philosophisch analysiert und mit diversen Mitteln der Sprache ad absurdum geführt. Wo der vernunftbegabte Otto-Normal-Verbraucher bei der Anführung alternativer Fakten nur missbilligend bis verzweifelnd den Kopf zu schütteln weiß, nimmt sich Hepfer der zugrunde liegenden Denkweise an: historisch, soziokulturell, philosophiegeschichtlich. Einziger Wermuttropfen sind die Stellen im Text, an denen man sich noch mehr Tiefe wünscht. So erfährt man zwar, dass aus den anfänglich selbstorganisierten Bauleuten der Kirche ein Haufen Freimaurer mit Aufklärungsidealen und Hang zu kultischen Ritualen wurde, die – ob ihrer Aufstellung als Bund der Gleichen – bald Probleme mit der Riege der Machterben bekam. Aber nicht, wie es zu diesem Anschluss der Denker an die Steinmetze kam. Ergo: Das hier ist keine stringent wissenschaftliche Abhandlung, sondern eine durchaus unterhaltsame und lehrreiche Anthologie von Theorien, die einen wachsenden Teil unserer postmodernen Gesellschaft bewegen.

Karl Hepfer: Verschwörungstheorie. Eine philosophische Kritik der Unvernunft, transcript Verlag, 192 Seiten, 24,99 Euro


Who the fuck is… Jenny?


Jenny V. Wirschky Jenny V. Wirschky

Alter: 32

Ressort: Literatur

Buch für eine einsame Insel: Gustav Schwabs „Sagen des Klassischen Altertums“

Muss ich endlich mal lesen: Das Alte Testament und Marx‘ Kapital

Was wir alle lesen müssten: 

Prosa: Der Meister und Margarita (Michael Bulgakow)

Lyrik: Liebe Anarchie (Axel Reitel)

Philosophie: Dialektik der Aufklärung (Max Horkheimer und Theodor W. Adorno)

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