(14.6.) Theater, „Stadion“, Kampnagel, 20 Uhr

Wer Kultur liebt, dafür Fußball weniger, hat im WM-Juni schlechte Karten, oder? Nicht ganz, denn auf Kampnagel geht beides.

Der Ball ist rund? Wem das zu flach ist, der bekommt passend zur Fußball-WM eine intellektuell-dokumentarische Vermessung der Fußball-Fankultur. Der Regisseur Mohamed El Khatib, selbst großer Fußballfan mit einem Fußball-TV-Konsum von Montag bis Sonntag, und 53 echte Fans des nordfranzösischen Fußball-Clubs RC Lens, angeblich „die besten Fans Frankreichs“, sezieren auf Kampnagel die Fußball-Fankultur.

Mit einem scharfen anthropologischen und zugleich humorvollen Blick studieren sie im Stück „Stadion“ die hyperkodifizierten Verhaltensweisen im Fanblock. Sie enthüllen dabei strenge und gemeinschaftsstiftende Wertvorstellungen im Verein, tiefe Feindschaften und decken zugleich die soziale Struktur von Fangruppen auf. Gemeinsame Chöre und Gesänge schwören die schauende Gemeinschaft der Fans immer wieder ein und sind stark inszeniert und ritualisiert – und offenbaren erstmals eine Ähnlichkeit zu Oper oder Theater und deren Publikum.

Flankiert wird das Programm rund um „Stadion“ von passenden Veranstaltungen wie beispielsweise einer Podiumsdiskussion (am 13. Juni mit Ex-HSV-Vorstand Dietmar Beiersdorfer zum Thema „Zukunft des Fußballs“) oder einer Ausstellung skurriler Maskottchen. Intim, hochpolitisch und eine gute Ergänzung zum Sommermärchen im Juni dürfte dieses sehr realitätsnahe Dokumentationstheater aus Frankreich sein. Und plötzlich wird einem auch als Nicht-Fan klar: Theater und Fußball haben mehr gemeinsam als man normalerweise meint: Beide brauchen ein leidenschaftliches und mitgehendes Publikum. „Stadion“, Teil des Life Art Festival auf Kampnagel, das Kunst im öffentlichen Raum untersucht, dürfte also die perfekte Abrundung zum Public Viewing sein.

/ Stefanie Maeck / Foto: Yohanne Lamoul Picture Tank 

Savoy Filmtheater
14.6.18, 20 Uhr

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14. Juni 2018
02:03
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