(18.12.) Theater, „Anna Karenina – allerdings …“, Schauspielhaus, 20 Uhr

Schräge Perspektive auf einen Klassiker: Diese „Anna Karenina“-Inszenierung spielt mit Elementen aus Radio, Film und Live-Musik.

Radio „Anna Karenina“ geht auf Sendung, live und dreidimensional: Für zwei Stunden wird der Malersaal zum Hörfunk-Studio, bevölkert von Menschen, die ein paar Jahrzehnte irgendwo auf Eis lagen, wie Kleidung und Frisuren vermuten lassen.

Das siebenköpfige Team spielt und besingt Schlüsselszenen des epochalen Tolstoi-Romans, unterbrochen vom gelesenen O-Ton aus dem Off und begleitet von einem Geräuschemacher mit Equipment aus der Nachkriegszeit. Ja, manchmal ist das komisch, komischer jedenfalls als der Pseudoversprecher „Tittenfigur, äh Titelfigur“ oder ein „Knöchelverzeichnis“ und „Tolstoi(s) are us“. Bedingt für Heiterkeit sorgt auch die ebenfalls eingestreute Fantasie-Werbung: Wenn eine Beziehung handlungsgetreu in die Brüche geht, tönt’s „Klebosil klebt viel!“

Queen spielen auch mit

Wirklich zum Brüllen ist allerdings nur, wie sich Clemens Sienknecht in den Vordergrund spielt: Als Regisseur inszeniert er sich – in Kooperation mit seiner Frau Barbara Bürk – als eigentliche Hauptfigur, singend und tanzend oder am jeweiligen Instrument in eitler Selbstdarstellung. Dabei haben die fünf anderen Männer sowie Ute Hannig als Anna Karenina eine so viel reichere Palette an schauspielerischen (und teilweise auch stimmlichen) Nuancen zu bieten.

Die Initiatoren haben zweifellos viel gelesen und gehört, bevor sie ihre Kenntnisse in „Anna Karenina – allerdings mit anderem Text und auch anderer Melodie“ zur Schau stellen. Egal, das Publikum amüsiert sich bestens, besonders bei den populären Konzertanteilen, also den jeweils passend zur Situation eingeflochtenen Songs wie „(Don’t) Stop Me Now“. Aber viele Zuschauer freuen sich auch schon lautstark, wenn ein männlicher Schauspieler in Frauenkleidung die Bühne entert – noch bevor ein Michael Wittenborn oder Markus John großartig zu spielen beginnt.

/ Dagmar Ellen Fischer / Foto: Krafft Angerer

Deutsches Schauspielhaus, Malersaal
18.12.17, 20 Uhr

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18. Dezember 2017
06:17
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