(20.3.) Film, „Das schweigende Klassenzimmer“, Abaton, 12:30 Uhr

Der neue Kraume ist ein nuancenreicher, intensiver und hochspannender Film über ein hinterhältiges Machtspiel der DDR-Regierung.

Wirklich überraschend, dass diese Episode deutscher Geschichte kaum bekannt ist. Dieses Drama um eine Gruppe Abiturienten in Stalinstadt, die 1956 bei einem Kinobesuch im Westen Bilder von dem Aufstand in Ungarn sieht und, schockiert über die Brutalität gegen die jungen Demonstranten, eine solidarische Schweigeminute im Klassenzimmer abhalten. Quälend langsam geht diese zu Beginn der Geschichtsstunde vorüber – und zieht Konsequenzen nach sich, die aus einem perfekt austariertem Hollywood-Drehbuch stammen, samt eines sehr bewegenden Endes, das man kaum glauben würde, wäre es nicht wirklich so passiert.

Vor ein paar Jahren hat Dietrich Garstka, einer der Abiturienten von einst, die Ereignisse niedergeschrieben – und wie in „Der Staat gegen Fritz Bauer“ hat Regisseur Lars Kraume sich der viel zu wenig bekannten Geschichte angenommen und sie mit einer Intensität verfilmt, die einen an die Kante des Kinosessels rutschen lässt. Werden die Schüler erst zum Direktor zitiert, steht wenig später der Volksbildungsgesminister (Burghardt Klaußner) vor der Klassentür, geraten Eltern unter Druck und drohen Karrieren und Familien zerstört zu werden.

Hochspannend und hochaktuell

Es ist ein staatliches Machtspiel, hinterhältig, skrupellos, das auch vor Nazi-Methoden nicht zurückschreckt, um den Einzelnen zu brechen und Solidarität im Keim zu ersticken. Schwer unter Druck geraten, sollen die Schüler den Anführer des „konterrevolutionären Aktes“ benennen und versuchen doch, gegen alle Widerstände, zusammenzuhalten. Und steigt dabei mal einer der Schüler à la „Der Club der toten Dichter“ auf den Tisch, holt ein anderer ihn mit einem „Ach, lass mal“ sofort wieder herunter.

Vielmehr fächert Kraume ganz nuanciert die Stimmungslage in der noch jungen DDR auf, erzählt mit Hochspannung und seinem großartigen jungen Cast von Idealen und Gewissenskonflikten und davon, in Zeiten politischer Repression Haltung zu zeigen. Ein hochaktueller Film. Und wie es in einer der hitzigen Diskussionen der Schüler heißt: „Was nützt die Revolution, wenn sie nur in unseren Köpfen stattfindet?“

/ Sabine Danek

Abaton
20.3.18, 12:30 Uhr

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20. März 2018
09:58
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