(21.12.) Film, „Drei Zinnen“, Studio Kino, 21 Uhr

„Drei Zinnen“ beginnt als subtiles Familiendrama, aber eskaliert bald schon zum verstörenden Survival-Epos.

Mag er eigentlich diesen kräftigen, sportlich durchtrainierten Mann an der Seite seiner Mutter? Der achtjährige Tristan (Arian Montgomery) ist innerlich zerrissen, Aaron (Alexander Fehling) bringt ihm Schwimmen bei, trägt ihn Huckepack den steilen Hang hoch, sie klimpern abends in der abgelegenen Berghütte auf dem Klavier, haben viel Spaß zusammen, da entsteht Nähe, Vertrautheit. Fast schaut es aus wie ein Traumurlaub, das Idyll einer Patchworkfamilie, aber dann klingelt wieder Tristans Handy, der Vater ruft von daheim an, bringt in Erinnerung, dass ein Fremder seinen Platz eingenommen hat.

Die Zuneigung schlägt um in Ablehnung. Die steilen, majestätischen Felswände der Drei Zinnen, dem Wahrzeichen der Dolomiten, signalisieren bald schon Bedrohung. Natur fungiert in den Filmen von Jan Zabeil weniger als Kulisse, sondern mehr als Protagonist, eine unberechenbare, schicksalhafte Variable. Der Effekt dieser hochemotionalen alpinen Landschaft ist ästhetisch frappierend, überwältigend, lässt den Atem stocken.

Grandios inszeniertes Melodram

 „Papa“, flüstert der Junge Aaron ins Ohr, er weiß, wie sehr der Andere sich wünscht, die Vaterrolle übernehmen zu dürfen. Im Geheimen und beängstigend skrupellos beginnt der Achtjährige zu intrigieren, zu manipulieren, seine Fallen auszulegen. Er täuscht selbst den Zuschauer, das archaische Kräftemessen wird zum tödlichen Showdown im Schnee und einer schauspielerischen Meisterleistung.

Lea, die Mutter (Bérénice Bejo), hält sich scheinbar im Hintergrund, aber sie ist es, die bestimmt, was sein darf und was nicht. Sie bezieht immer Position für den Sohn, hat ihn zwischen überschwänglichen Umarmungen einen fatalen Anspruch auf Alleinherrschaft gelehrt. Naiv dann zu glauben, Tristan würde sich über ein Geschwisterchen freuen, der lässt die zwei Erwachsenen nicht mehr unbeobachtet, kriecht zu ihnen ins Bett, klammert sich an die beiden, Intimität wird unmöglich. Aaron bekennt, dass er den Jungen innig liebt und manchmal wünscht, es gäbe ihn nicht. Wohlgemerkt, dies ist kein Horror-Movie. Das stark symbolische grandios inszenierte Melodram erzählt von der Unfähigkeit zur Kommunikation: Eine französische Frau, ein englischsprachiges Kind, ein deutscher Mann, sie beherrschen Sprachen, ohne einander zu verstehen.

/ Anna Grillet

Studio Kino
21.12.17, 21 Uhr

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21. Dezember 2017
16:46
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