(22.7.) Film, Anton Corbijn: „Inside Out“, Abaton, 11 Uhr

Das Werk von Anton Corbijn wird erstmals in Hamburg gezeigt. Seine Porträts, die Musikstars zeigen, wie man sie vorher nicht gesehen hat. David Bowie als melancholischen Heiligen, Mick Jagger als aufgetakelte ältere Lady, Michael Stipe von R.E.M. nackt im Bad und Björk, herumirrend in der Nacht. Es sind hoch aufgeladene Inszenierungen, viele von ihnen in Schwarz-Weiß und alle aus ungewöhnlicher Perspektive.

Dass Corbijn sich selbst auch gerne ins Licht setzt, ist ebenfalls im Bucerius Kunst Forum zu sehen, in einer frühen Serie, in der er sich in Selbstporträts in die Rolle verstorbener Musiker begibt. Ob Janis Joplin oder Kurt Cobain, er beherrscht ihre Körpersprache perfekt und zeigt, wie es nur ein paar Anhaltspunkte braucht, um ihren Mythos zu skizzieren. Ein leicht schräg gehaltener Kopf, ein Blick von unten, hängende Schultern oder ein vorgestrecktes Kinn – und dazu Sonnenbrille, Hut, Perücke.

Ein unfassbar offener Künstler

Wie aus Corbijn ein so beeindruckender Beobachter wurde, wie seine Porträt-Kunst entstand, seine unbedingte Liebe zur Musik und wie er arbeitet und lebt, das zeigt die Dokumentation „Inside Out“. Die Filmemacherin Klaartje Quirijns begleitete den niederländischen Star-Fotografen zu Shootings und Dreharbeiten, zu seiner Familie, Freunden und durch seine Wahlheimat London. Und es ist überraschend wie offen Corbijn ist, wie nahe er die Kamera in sein Leben lässt, sich entblößt, seine Einsamkeit inklusive. Und der Film zeigt, wie aus dem Fotografen selbst ein Regisseur wurde.

Für sein Spielfilmdebüt „Control“, in dem er die Geschichte des legendären Joy-Division-Sängers Ian Curtis erzählt, wurde Corbijn gefeiert, es folgte das Krimidrama „The American“ mit George Clooney und später auch „Life“ mit Robert Pattinson, der den Fotografen Dennis Stock spielt, der James Dean 1955 zeigte, wie man ihn noch nicht gesehen hatte. Parallelen zu Corbijn: sicherlich nicht zufällig.

/ SD / Foto: Anton Corbijn 2018

Abaton
22.7.18, 11 Uhr