(24.11.) Film, „Aus dem Nichts“, Studio Kino, 21 Uhr

Mit „Aus dem Nichts“ erinnert Fatih Akin an die NSU-Morde – und vor allem das Leid der Opfer. Oscarverdächtig mit einer schonungslosen Diane Kruger.

Ende August war die Freude nicht nur in Hamburg an der Elbe groß, als verkündet wurde, dass Fatih Akins neuer Film ins Oscar-Rennen um den besten fremdsprachigen Film geht. Auch Diane Kruger („Inglourious Basterds“) erfüllte die im Vorfeld gestellten großen Erwartungen: In Cannes wurde die Deutschamerikanerin für ihre schonungslose Performance als beste Hauptdarstellerin ausgezeichnet. Mit geraedzu selbstzerstörerischer Kraft spielt sie hier Katja, eine Frau, die durch einen Neonazi- Anschlag alles verliert. Eine Nagelbombe detoniert mitten in der City der Hansestadt, ihr Mann und ihr Kind werden getötet. Nuri (Numan Acar) war Kurde und schon mal im Knast, ein rassistisches Tatmotiv kommt den Ermittlern lange nicht in den Sinn. Kaja durchlebt einen Alptraum aus quälender Beweisaufnahme und institutioneller Diskriminierung.

Eine filmische Annäherung an die NSU-Morde war absehbar, und wem hätte man es mehr gewünscht, den schweren Stoff zu stemmen, als Fatih Akin. Der versucht allerdings gar nicht, sich an der Komplexität des unfassbaren Falls die Zähne auszubeißen, sondern schickt seine Hauptdarstellerin auf eine fiktionale Tour de Force aus Gewalt, Verzweiflung und Wut. Vor allem dank Diane Krugers physischer und emotionaler Präsenz funktioniert der Film als glaubwürdiges Trauerdrama. Und auch als kompromissloser Thriller.

Das Leid der Opfer

Eine realistische Aufarbeitung der NSU-Fälle ist „Aus dem Nichts“ zwar nicht; die unmenschlichen Mechanismen, denen die Hinterbliebenen der Opfer neonazistischer Gewalt ausgesetzt sind, werden dennoch schmerzhaft deutlich. Im Gegensatz zu den Motiven der Täter: „Mein Sohn verehrt Adolf Hitler“, erklärt der Vater des mutmaßlichen Bombenattentäters im Zeugenstand. Viel mehr erfahren wir nicht, und dafür müssen noch nicht mal Akten geschreddert werden. Nachvollziehbar und menschlich ist Fatih Akins Entscheidung, sich auf die Perspektive der Geschädigten zu fokussieren – hört man sie doch selten, die Stimmen der Opfer neonazistischer Gewalt.

Studio Kino
24.11.17, 21 Uhr / Vorstellung mit Regisseur Fatih Akin

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24. November 2017
12:27
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