(6.2.) Kunst, Ida Ekblad: Diary of a Madam, Kunsthaus, 19 Uhr

Ida Ekblad, norwegisches IT-Girl und Kunststar, gibt ihre erste Ausstellung in Hamburg: »Diary of a Madam«.
Ida Ekblad

Wenn man in Oslo ein junge, blonde Frau sieht, die einen Einkaufswagen durch die Straßen schiebt, voll beladen mit alten Eisenplatten, mit ollen Brettern, seltsamem Gestänge und allem anderen was Schrott und Müll so zu bieten haben, dann könnte das Ida Ekblad sein – norwegisches It-Girl und internationaler Kunststar.

Vielbeschworen ist, wie sie durch die Kunstgeschichte und durch ihren eigenen Alltag pflügt, ihre Jugend als Spayerin mit niedlichen Delfinen, Schildkröten und Tags zitiert. Dazu stapelt sie Alltagsschrott zu energetischen Skulpturen, die wie Explosionen wirken, malt sie an, gießt sie in Beton oder lässt sie hoch aufragen und verschweißt Gestänge, die plötzlich wie Zeichnungen im Raum wirken.

Auch wenn ihre Arbeiten immer wieder mit denen der Künstlergruppe Cobra verglichen werden, die Ende der 1940er Jahre mit einem Mix aus Expressionismus und kindlich naiver Malerei provozierte, arbeitet Ida Ekblad ganz aus dem Bauch heraus, lässt sich treiben und von dem Material selbst anstacheln. Manchmal so sehr, dass sie in einer Galerie das Fahrrad eines Mitarbeiters einfach in eine ihrer Skulpturen einschweißte. Und auch die Idee, die Einkaufswagen Teil ihrer Arbeit werden zu lassen, kam ihr beim schieben – und mittlerweile sind sie wie der Sockel eines Denkmals für sie.

30 von ihnen schob sie 2013 in die barocke Ausstellungshalle des Osloer Museums für Moderne Kunst wo sie, gerade mal 33 Jahre alt, ihre erste große Retrospektive hatte.

Manchmal dichtet sie auch. »clip of concrete smelly sour limestone, dusty dry on the tongue, swallowed some« ist dann zu lesen, ritzt Teile daraus in die Rollen der Einkaufswagen oder verteilt die Gedichte als Ausstellungs-Flyer und versehen mit der Aufforderung, sie beim Betrachten ihrer Bilder zu lesen.

Schon mit 15 wusste Ida Ekblad, dass sie unbedingt Künstlerin werden wollte. Tagein tagaus machen, was ihr passt, keinem festen Rhythmus folgen und sich genau mit dem zu beschäftigen, worauf sie gerade Lust hat. Und der scheinen keine Grenzen gesetzt. So wie in ihren Arbeiten zusammentrifft, was eigentlich gar nicht zusammengehört und sie so mitreißend wie disparat macht, kombiniert sie auch in ihrem Leben selbst Freiheitsgesten mit Villa-Kunterbunt-Idylle, Eigensinn mit Familienleben und Fjord-Romantik.

Mal hockt sie in samtenen Mega-High-Heels, mit Monster-T-Shirt und ironischem Grinsen im Gesicht auf einem Ministuhl im Kinderzimmer, dann wieder posiert sie im bodenlangen Kleid und mit opulentem Schmuck für die britische Vogue – oder lässt sich im Video »Glimpse of Hope« in verliebten Teenieposen von einem befreundeten, männlichem Model spielen.

Ihren Alltag als eigensinnige Künstlerin kombiniert sie mit Mann und Kindern in skandinavischer Holzhaus-Gemütlichkeit und von den Schrottplätzen und Müllbergen der Stadt führt ihr Werk direkt in ihr Atelier am Fjord wo sie schon mal die Beine im Wasser baumeln lässt während sie sich Titel für ihre Arbeiten ausdenkt oder zwischen ein paar Pinselstrichen und Schweißarbeiten kopfüber in die Fluten springt.

Was so entsteht, ist jetzt im Kunsthaus zu sehen und das in ihrer ersten institutionellen Ausstellung in Deutschland, die sie – irgendwo zwischen Teenieromantik, Porno und auch in Anspielung auf »Mad Men« – den Titel »Diary of a Madam« genannt hat. Und als ob das nicht alles schon spannend genug wäre, eröffnet die Schau mit einer Performance Ida Eklads mit dem Avantgarde- und Popmusiker Nils Bech, der in Norwegen für genauso viel Furore sorgt wie die Madam. / © VG Bild-Kunst, Foto: JohnMcLane

Kunsthaus Hamburg
Eröffnung: 6.2.17, 19 Uhr; bis 26.3.17

Details
06. Februar 2017
12:45
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