Turbulenzen zwischen Containerschiffen

ContainerSchiffe

E-Mail vom 21. Oktober: Großes Malheur vor Dover! Im Englischen Kanal bricht das Ruderblatt der Zest. Axel baut aus einem Brett seiner Koje fix ein neues, wird dann aber doch von Seenotrettern geborgen

21. Oktober

Moin Lisa,

ich wollte nur kurz Bescheid sagen, dass nach meinem kleinen Malheur auf der Elbe…

Mit Spi so hart am Wind gesegelt, wie es eigentlich nicht möglich scheint. Kam schon leicht von vorne, dann eine heftige Böe von der Seite, die die Zest aus dem Ruder laufen ließ und nicht wieder hochkommen wollte. Ca. 60° auf der Seite gelegen, Wasser strömte ins Cockpit, unter Deck purzelte alles vom Kartentisch in die Küche und hinter den Herd, den Navigationscomputer inklusive. Aber bis auf ein paar Stullen, die in Elbwasser getränkt waren, ist nix ernsthaft kaputt gegangen.

…nun auch ein großes Malheur dazugekommen ist.

Am Samstag bei 3 m Welle und Böen von 27 Knoten wollte ich mit meinem Freund Georg die Hauptfahrrinne des Englischen Kanals vor Dover kreuzen, um dann auf der englischen Seite weiter in Richtung Bretagne zu segeln. Noch drei Containerschiffen ausgewichen, gerade eine große Lücke gesehen, dann geht ein Ruck durch das Boot und ich spüre keinen Gegendruck mehr an der Pinne. Das Boot läuft aus dem Ruder. Ein unfassbarer Blick nach hinten bestätigt meine schlimme Befürchtung, ich sah unser abgebrochenes Ruderblatt davontreiben.

Kajüte

Georg und ich waren allerdings ein extrem souveränes Team in dieser misslichen Lage. Wollte er gerade einen kleinen Snack für uns machen, hat er sofort zum Funkgerät gegriffen und mit „Mayday, Mayday, Mayday, this is Sailing Vessel Zest“ unsere Lage weitergegeben. Meine größte Sorge waren die riesigen Containerschiffe, die uns bei den heftigen Bediungen (Regen, schlechte Sicht, Welle und Sturm) übersehen könnten.

Ich versuchte das Boot mit den Segeln auf einen Kurs aus der Fahrrinne zu bringen, aber bei so viel Welle ließ es sich nur mit Segeln nicht steuern. Ein Ersatzruder musste her, und ich nahm das Brett unter Georg’s Koje, bohrte drei Löcher mit dem Akkuschrauber rein, um es dann mit ein paar Leinen am Heck des Bootes zu befestigen.

Zum Testen dieses Notruders bin ich nicht mehr gekommen, denn die Royal National Lifeboat Institution (RNLI) – UK Seenotretter – war schon vor Ort, um uns in Sicherheit zu bringen. Nun bin ich in Dover, habe gerade eben ein neues (maßangefertigtes) Ruderblatt für knapp 4500 Euro bestellt, in der Hoffnung, dass das unsere Versicherung übernimmt. Immerhin wird es schon nächste Woche geliefert. Der Einbau ist mir auch schon soweit klar, und die lokale Werft ist bei Bedarf auch mit Rat und Tat zur Stelle.

Schiff

Somit geht’s wohl erst in anderthalb bis zwei Wochen weiter. Hoffen wir mal aufs Beste. Georg ist nach dieser kurzen, aber intensiven Tour heute morgen dann wieder gen Heimat aufgebrochen. In Scheveningen war er an Bord gekommen und wir sind eine Nacht und einen halben Tag mit bester Geschwindigkeit gesegelt, bis dieses Unglück passierte.

Also denn, hoffen wir mal, dass die Reise schnellstmöglich weitergeht. Bis dahin werde ich meinen Blog auf Vordermann bringen, einige wichtige Reparaturen an der Zest vornehmen und ein paar Seiten meiner Dissertation schreiben.

Ahoi
Axel

Weitere spannende Seefahrer-Geschichte aus Axels Logbuch gibt es hier

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Was zuvor geschah:

ContainerSchiffeEin Hamburger allein auf dem Atlantik
E-Mail vom 15. Oktober: Jetzt geht’s los! Axel ist kurz vor der holländischen Küste angekommen und hat die erste Nacht Nüsse knabbernd an Deck verbracht

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