Unter Verschluss

Im Theater Kontraste finden immer wieder kurzweilige Theaterabende satt, die das Denkvermögen nicht beleidigen – von der bissigen Komödie bis zum Psychothriller. Im April hatte dieser Krimi der Eitelkeiten Premiere
Unter_Verschluss_2(c) Oliver Fantitsch

Im Theater Kontraste finden immer wieder kurzweilige Theaterabende satt, die das Denkvermögen nicht beleidigen – von der bissigen Komödie bis zum Psychothriller. Im April hatte dieser Krimi der Eitelkeiten Premiere

Was wiegt mehr: die eigene Existenz oder die Wahrheit? Die anerkannte Journalistin Silvia muss sich entscheiden, als sie in ein Machtspiel mit dem Präsidenten Victor Bosch (Sebastian Herrmann) und dessen Assistent Cáceres gerät. Die drei kommen in einem Fernsehstudio zusammen, um eine Live-Interview zu absolvieren. Doch hinter den Kulissen konfrontiert sie den „mächtigsten Mann der Republik“ mit Fotos, die ihn in einer eindeutigen Situation mit einer Minderjährigen zeigen.

Während Silvia (Katharina Abt) von ihm ein Geständnis einfordert, erhält sie die Nachricht, dass ihre Teenager-Tochter wegen Drogenhandels verhaftet wurde. Cáceres (Felix Lohrengel) bietet ihr einen Deal an, bei dem sie ihre berufliche Integrität, ihre Verantwortung der Familie gegenüber und auch ihre persönliche Eitelkeit in eine Waagschale wirft. Der Ring ist eröffnet und die verbale Schlammschlacht beginnt. Gesagtes wird von der Gegenpartei verdreht und zum eigenen Strick: „Ich hoffe, es hat euch nicht so viel gekostet, wie mich. Das ist beschämend“ – „Ich finde es beschämend, dass es Kinder gibt, die ihre Klassenkameraden mit Drogen versorgen.“

Pointierte Dialoge, die klug miteinander verwoben sind, machen das Stück in der Regie von Harald Weiler zum spannenden Psycho-Plot. Moralische Grundsätze werden durchleuchtet, aber auch die Rollenverteilung der Geschlechter wird thematisiert. Silvia, die einzig menschliche Regungen zeigt, prallt auf eine Männerfront, die genau deshalb die Szenerie eiskalt beherrscht und nicht davor zurückschreckt, sie chauvinistisch anzugreifen. Doch nichts ist eindeutig, es gibt weder gut noch böse, denn das ist eine Frage der Perspektive. Souverän überzeugen die drei Schauspieler im Ringen um Wahrheit, Verleumdung und Macht. Ein Spektakel menschlicher Abgründe.

/ Kritik von Hedda Bültmann erschienen 04/2016 in SZENE HAMBURG

Theater Kontraste, Premiere: 3.3.2016

Fotos: Oliver Fantitsch

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