A Girl Walks Home Alone at Night (23.4.)

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Frisches Blut für das Vampirfilmgenre: eine Rächerin mit Kopftuch und spitzen Eckzähnen kämpft für Gerechtigkeit

Das in iranischen Filmen geltende Kopftuchgebot hat durchaus seine ästhetischen Reize. Wer die Filme von Jafar Panahi („Der Kreis“) oder Asghar Farhadi („Nader und Simin“) kennt, weiß, dass die bunten Kopftücher ihre Trägerinnen häufig komplexer charakterisieren, als dies Dauerwelle oder Bob im westlichen Kino können. Seit „Persepolis“, der Comic-Verfilmung von Marjane Satrapi, ist auch der dunkle Tschador ein Kleidungsstück, das Herkunft und Kulturkreis seiner Trägerin auf der Leinwand ganz konkret bezeichnet.

Die Vampir-Rächerin

Die in England geborene, in den USA lebende iranisch-amerikanische Regisseurin Ana Lily Amirpour hat dem modischen Appeal des Tuchs jetzt noch einen Pop-Faktor hinzugefügt: In ihrem Kinodebüt „A Girl Walks Home Alone at Night“ wird der Tschador, was die Maske einst für Zorro und das Cape für Superman waren: das Signalelement eines klandestinen Rächers und Kämpfers für Gerechtigkeit, der in diesem Fall weiblichen Geschlechts und unbestimmbaren Alters ist – denn das namenlose Mädchen (Sheila Vand), um das es hier geht, ist eine Vampirin.

In beeindruckenden schwarzweißen Cinemascope-Kompositionen schildert Amirpour den Kampf der jungen Frau gegen die sinistre Männerwelt einer „Bad City“ genannten Kleinstadt, die nahezu ausnahmslos aus Dealern, Drogensüchtigen und Gewalttätern besteht. Allein der junge Arash kann neben einem weißen T-Shirt auch ein blütenreines Gewissen vorweisen. Als ihm ein Dealer sein antikes Traumauto, einen Ford Thunderbird Cabriolet, abnimmt, steht ihm das Mädchen beim Showdown kampfstark zur Seite.

Hamburger Beteiligung

Verkörpert wird der smarte Boy vom Hamburger Schauspieler Arash Marandi (Foto), Absolvent der hiesigen Hochschule für Musik und Theater. Sein Auftritt als James Dean-Look-alike verleiht dem Film die ganz entscheidende Kontur: „A Girl Walks Home Alone at Night“ steht bei allen Verweisen auf Roadmovies und Italo-Western ganz in der Tradition des amerikanischen Teenager-Kinos. Mit viel Gespür für Atmosphärisches hat Ana Lily Amirpour hier Genreelemente und ihr diffus feministisches, anti-orthodoxes Anliegen unter einen Hut – oder vielmehr unter ein Kopftuch gebracht.

Regie: Ana Lily Amirpour. Mit Sheila Vand, Arash Marandi, Marshall Manesh, Dominic Rains

Text: Jörg Schöning

3001 Kino
Schanzenstraße 75 (Sternschanze)
23.4., 21 Uhr

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