BierSZENE – Angeberwissen: So verkostet ihr Bier richtig!

Henning angerer

Ein Bier fachmännisch zu verkosten unterscheidet sich nicht wirklich von der Verkostung anderer Genussmittel. 

Alles, was ihr braucht, um eure Freunde nachhaltig davon zu überzeugen, dass ihr DER Bier-Checker der Runde seid, sind eure fünf Sinne und ein skeptischer Blick.

Konzentriert euch, schenkt euch einen vielversprechenden Hopfentropfen aus artgerechter Haltung ein und los geht die wilde Verkostungsfahrt, die alle Sinne betört und euch zu einem professionellen Trinker macht.

1. Schenk dir ein: Welches Glas für welches Bier?

Flaschenkinder haben es bei einer Bierverkostung schwer. Wie bei Wein hat ein Glas in der Regel auch bei Bier einen positiven Einfluss auf Haptik, Duft, Geschmack, Schaumbildung und Frische-Eindruck. Da die meisten Bierflaschen getönt sind, sieht man außerdem nur im Glas, ob das Bier eher in einen beglückenden Bernsteinton oder in ein träges Nachtschwarz gehüllt ist.

Hier ein paar Faustregeln zur Wahl des Glases
  • Je heller das Bier, desto schlanker das Glas.
  • Je dunkler das Bier, desto dicker das Glas.
  • Je feiner das Bier, desto feiner das Glas.
  • Je aromatischer das Bier, desto kugeliger das Glas.
  • Je intensiver das Bier, desto kleiner das Glas.
  • Je trüber (hefiger) das Bier, desto schlanker das Glas.
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Der erste Eindruck zählt – auch beim Bier. Also schaut zunächst genau hin. Foto: Henning Angerer

Sensorisch gesehen gibt es übrigens kein perfektes Glas. Das Teku-Glas (Das hübsche Ding, das ich auf den Fotos in der Hand halte.) ist aufgrund seiner Form und seiner edlen Optik, der meist verwendete Glas-Typ, kommt bei aromatischen und intensiven Bieren aber an seine Grenzen.

Generell kann Bier aber aus jedem Glas getrunken werden, solange es sauber und nicht warm ist. Auch aus einem Weinglas lässt sich Bier trinken.

2. Hören & Sehen: Nur gucken, nicht anfassen

Lasst am Anfang das Bier zu euch sprechen: Knistert der Schaum? Ist es eher schal? Und wie sieht das Bier aus? Welche Farbe hat es? Ist es trüb oder klar? Ist die Schaumkrone stabil? Ist der Schaum fein- oder grobporig? Nehmt euch ganz bewusst einen Moment Zeit dafür. Diese Eindrücke werden den Geschmack auf eurer Zunge beeinflussen.

3. Riechen: Nimm mal ‘ne Nase voll

Wie schmeckt das Bier? Ist es blumig, fruchtig, säuerlich, süßlich oder scharf? Sehr spannend ist der Geruch übrigens bei kaltgehopften Bieren: Die Kalthopfung prägt, weil sich nur Öle aus dem Hopfen lösen, die das Bier „duften“ lassen, ausschließlich den Geruch. Wurde dem Brausud eine weitere Hopfensorte hinzugefügt als dieser warm (70 Grad) war, unterscheidet sich der Geruch teilweise komplett vom Geschmack. So kann ein Bier nach Nelke und Holunder riechen, aber nach Zitrusfrüchten und Pinie schmecken.

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Die Nase schmeckt mit: Riecht am Bier bevor ihr es probiert. Foto: Henning Angerer
 4. Riechen, schmecken, fühlen, schlucken: Gib dir die volle Dröhnung

Endlich trinken! Beim Antrunk ist eure ganze Aufmerksamkeit gefragt. Atmet den Geruch das Bieres ein, nehmt einen Schluck und lasst ihn auf der Zunge hin- und hergleiten. Vergleicht den Geruchseindruck mit eurem Geschmackseindruck. Schmeckt das Bier bitter, torfig oder schokoladig? Tropisch, grasig oder floral? Schmeckt das Bier trocken (wenig Restzucker) oder eher süßlich (bei hellen Bieren viel Restzucker)? Ist das Bier vollmundig, cremig oder leicht am Gaumen? Perlt das Bier auf der Zunge (Angeber-Fact: Das nennt sich Rezenz.)?

Für viele ein großer Vorteil bei der Bierverkostung: Anders als beim Wein, sollte man das Bier nicht wieder ausspucken. Denn mit dem Nachtrunk (Schlucken) nehmen wir die Nachhaltigkeit der Aromen wahr, vor allem aber, wie bitter das Bier ist. Letzteres spielt bei Wein keine Rolle.

In diesem Sinne: Schenkt euch ‘was Schönes ein.

Prost!

Euer Daniel

/ Beitragsbild: Henning Angerer


Daniel Elich

Foto: Altes Mädchen

Daniel Elich (33) ist Biersommelier im Alten Mädchen. Seit 10 Jahren in Norddeutschland, seit 3 Jahren in den Schanzenhöfen, seit 2 Jahren Biersommelier: Das Leben von Daniel Elich dreht sich um Bier – jeden Tag. Ab sofort trinken wir mit ihm die besten Biere, besuchen mit ihm befreundete Brauer und erkunden mit ihm die Bierszene. Alle 14 Tage neu. Alle 14 Tage anders. Wein kann ja jeder.

Ps: Auf Instagram trägt Daniel den Namen @bieronkelHH_ und postet beharrlich rund ums Thema Bier. Macht Spaß!

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