BierSZENE. Auf ein Bier mit Sascha von Hopper Bräu

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Foto: Hopperbräu

„Craft Beer ist Einstellungssache“. Im Gespräch mit dem Hamburger Braumeister Sascha Bruns

Sascha Bruns ist Chef-Brauer und Kreativkopf bei Hopper Bräu – eine Hamburger Craft-Beer-Brauerei, dessen Bier es bereits bis an die Zapfhähne Japans geschafft hat. Höchste Zeit, dass auch ich mich mit ihm auf ein Bier und ein paar Fragen treffe.

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Craft Beer? Ist eine reine Einstellungssache. Foto: Hopperbräu

Warum bist du Brauer geworden?

Durch Zufall. Ich hatte mein Studium abgebrochen und zur großen Freude meiner Eltern keinen Plan B. Ich bin dann mit meiner damaligen Freundin nach Berlin gezogen und habe gehofft, dass die Stadt irgendetwas für mich bereithält. In Berlin angekommen bin ich über Schoppe Bräu gestolpert. Zum ersten Mal in meinem Leben habe ich ein IPA getrunken und war völlig überrascht, wie krass Bier schmecken kann. Bier war bis dato nur ein Begleitgetränk für mich. Schopper Bräu hat zu diesem Zeitpunkt glücklicherweise einen Auszubildenden gesucht. So habe ich mir am nächsten Tag Gummistiefel gekauft und bin Brauer geworden.

War dir dann auch von Anfang an klar, dass du irgendwann eine eigene Brauerei haben möchtest?

Eine Brauerei zu gründen, das ist eigentlich gar nicht auf meinem Mist gewachsen. Hättest du mich vor drei oder vier Jahren gefragt, wo ich heute perspektivisch stehe, hätte ich nie gesagt, dass ich in Hamburg eine Brauerei habe. Der Anstoß dazu kam von meinem Geschäftspartner Lars, den ich in Berlin beim Biertrinken kennengelernt habe.

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Was waren bis jetzt die größten Hürden für euch?

Da gab es viele – manche größer, manche kleiner. Anfangs war es schwierig, eine Brauerei zu finden, die nach unseren Rezepten brauen möchte und nicht einfach ihr Standardpils in unsere Flaschen abfüllt. Dann noch eine zu finden, die das für einen vertretbaren Preis macht – das war nicht einfach. Die Genehmigungsprozesse für den Bau der Hopper-Bräu-Hallen toppen aber alles. Der Papierkram war unglaublich! Als nächstes schreiben wir einen Ratgeber mit dem Titel „Wie baue ich eine Brauerei?“. (lacht)

Wie kommt ihr auf die Idee für die Biere?

Die Einflüsse kommen von überall. Grundsätzlich trinken wir natürlich auch eine Menge Bier von anderen Brauereien und schauen, wo die aktuellen Trends hingehen. Dann passiert es aber auch, dass ich etwas Leckeres esse und mich frage, welches Bier wohl dazu passt. Und manchmal gibt es einfach nur einen coolen Hopfen, mit dem ich Lust habe, etwas zu machen.

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Verpackung und Inhalt. Stimmt beides. Foto: Hopperbräu

Wie lange braucht ihr von der Idee bis zum fertigen Bier?

Manchmal geht das ganz schnell. Generell gehen wir so vor: Wir haben eine Idee für ein neues Bier und setzen diese in verschiedene Probesude um. Wenn die fertig sind, laden wir zu einem kleinen, öffentlichen Tasting, bei dem die Probesude verkostet und bewertet werden. Der Probesud, der es durch das Tasting schafft, wird auf der großen Anlage gebraut. Das haben wir bisher bei all unseren Bieren so gemacht. Ein spannender Prozess.

Ging euch ein Bier schon einmal so richtig daneben?

Ein Probesud auf jeden Fall, ja. Da geht öfter mal was in die Hose. In der Theorie ist das dann eine geile Kombination, in der Realität hingegen nicht genießbar. Das ging uns bei einem IPA so, bei dem wir mit Hopfensorten experimentiert haben. Schrecklich!

Wie sehen die Zukunftspläne für Hopper Bräu aus?

Für mich ist Craft Beer dann spannend, wenn jede Brauerei ein großes Portfolio verschiedener Biere hat. Das zu gewährleisten ist aber nicht so einfach. Denn viele Biere heißt auch viele Brautanks. Das wiederum heißt, dass du einen starken Vertrieb haben musst. Für all das möchten und müssen wir weiterwachsen.

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Was hältst du von der Craft-Beer-Szene in Deutschland?

Die Hamburger Craft-Beer-Szene ist für mich geprägt von hoher Qualität und sie wird auch zunehmend mutiger. Man muss einfach sagen, dass Berlin ein Stück verrückter und schnelllebiger ist – das drückt sich dann natürlich auch in deren Bieren der Stadt aus. Der Brauszene in Deutschland täte insgesamt mehr Dynamik gut. Bereits jetzt gibt es sehr gute Craft-Beer-Brauereien und solche, die es versuchen. Für mich ist das genau richtig. Am Ende entscheidet schließlich immer der Konsument. Genau deshalb ist eine Sache auch besonders wichtig: Wir müssen lernen, wie der Markt funktioniert. Ein gutes Bier zu brauen ist da nur der erste Schritt. Vertrieb und Marketing sind super wichtig. Denn jetzt, wo die Leute abgegrast sind, die Craft Beer geil finden und offen sind für Neues und gute Produkte, kommen die anderen, die noch überzeugt werden müssen. An die zu kommen, wird eine Herausforderung.

In welcher Region der Welt wird zurzeit das beste Bier gebraut?

Traditionell gesehen sind belgische Biere für mich nach wie vor unschlagbar. Kreativ-verrückte Craft Biere findet man in Skandinavien – Lettland, Litauen und Estland haben da einige großartige Brauereien. Aber auch Italien ist in Sachen Bier gerade krass unterwegs. Ein augenscheinliches Weinland mit einer großen Craft-Beer-Szene, die bereits viel weiter ist als Deutschland. Wirklich beeindruckend.

Was ist Craft Beer für dich?

Craft Beer ist Einstellungssache. Es geht um die Haltung, die hinter einem Bier steht. Mache ich Bier, auf das ich Bock habe und das besonders ist oder mache ich ein Bier, das massentauglich ist? Für mich ist Craft Beer Ausdruck von Kreativität und Unabhängigkeit. Die Größe der Brauerei ist dabei für mich nicht entscheidend. Natürlich ist Craft Beer aber auch zu einem Marketingbegriff geworden, den sich manche Brauereien gerne aufs Etikett schreiben. Das allein macht ein Produkt aber noch nicht gut.

Mehr über Hopper Bräu erfahrt ihr auch hier.


Daniel Elich
Foto: Altes Mädchen

Daniel Elich (33) ist Biersommelier im Alten Mädchen. Seit 10 Jahren in Norddeutschland, seit 3 Jahren in den Schanzenhöfen, seit 2 Jahren Biersommelier: Das Leben von Daniel Elich dreht sich um Bier – jeden Tag. Ab sofort trinken wir mit ihm die besten Biere, besuchen mit ihm befreundete Brauer und erkunden mit ihm die Bierszene. Alle 14 Tage neu. Alle 14 Tage anders. Wein kann ja jeder. Ps: Auf Instagram trägt Daniel den Namen@bieronkelHH_ und postet beharrlich rund ums Thema Bier. Macht Spaß! 

 

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