Dalida

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Melancholisches und berührendes Portrait eines Mega-Stars, der vergeblich von bürgerlicher Idylle träumte.

Dalida beging am 3. Mai 1987 Selbstmord, 54 Jahre war sie alt und eine der berühmtesten Chansonsängerinnen Frankreichs. Mehr als 2000 Lieder in 15 Sprachen hat sie aufgenommen, produzierte einen Hit nach dem anderen: „Ciao, ciao bambina“, „Am Tag, als der Regen kam“, „Besame Mucho“, „Gigi L’Amoroso“ oder auch „Paroles, paroles”. Als erste Künstlerin erhielt sie eine Diamantene Schallplatte – doch Zahlen sagen wenig über den Menschen aus.

Lisa Azuelos (“LOL”) gelingt mit „Dalida” das scheinbar Unmögliche, eine Annäherung an den Mythos. Die französische Regisseurin und Drehbuchautorin schildert die Protagonistin ihres Films zwischen Triumphen und Niederlagen als eine Frau voller Widersprüche: auf der Bühne glamourös, atemberaubend, privat oft verzweifelt, einsam, auch wenn die Männer, gleich welchen Alters sie umschwärmen. Ihre Schönheit, Eleganz, ihr Lächeln, jene unvergleichliche Stimme mit dem tiefen, dunklen Timbre und dem rollenden „R“ verzaubert sie alle.

Dalida, 1933 als Kind italienischer Einwanderer in Kairo geboren, heißt mit bürgerlichem Namen Yolande Gigliotti. Sie ist eine unkonventionelle, mutige Frau, ihrer Zeit weit voraus, bereit, wenn es sein muss, jedes Tabu zu brechen. Und doch taugt sie nicht zur Rebellin. Im Gegenteil, eigentlich würde die begnadete Sängerin nur zu gern mit einem ihrer Fans tauschen, Kinder haben, daheim den Haushalt führen, die Karriere aufgeben.

Grandios, wie sich Sveva Alviti in Dalida verwandelt, als Ikone der Popkultur im Scheinwerferlicht zur Chronistin ihres eigenen Leids wird. Während die Chansons dreier Jahrzehnte mit der Handlung verschmelzen, begreift der Zuschauer zum ersten Mal wirklich die Texte, die Tragweite ihrer Worte, den Schmerz, die Hoffnungslosigkeit („Je suis malade”). Ob Heirat oder Liaison, alle Beziehungen enden ohne Ausnahme tragisch. Ihre große Liebe, der italienische Sänger Luigi Tencon, bringt sich 1967 während des Festivals in San Remo um, als der gemeinsame Beitrag “Ciao amore, ciao“ bei der Jury durchfällt. Wenig später will auch Dalida sterben. Mehrere Tage liegt sie im Koma. Selbst der Tod hätte sie nicht gewollt, sagt sie später.

Regie: Lisa Azuelos. Mit Sveva Alviti, Riccardo Scamarcio, Jean-Paul Rouve. Ab 10. August

/ Text: Anna Grillet / Fotos: Luc Roux

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