FoodSZENE: GINN und weg

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Foto: Laura Lück

Das neue GINN Restaurant ist zur Zeit Hamburgs spannendster Gourmet-Geheimtipp und überzeugt mit erstklassigem Handwerk und fleischlosem Konzept.

Text und Fotos: Laura Lück

Wenn Restaurantleiterin Francine Schröter den nächsten Gang vorstellt, klingt das wie ein Gedicht: „Das ist unser Kaisergranat mit Tempura Tandooriteig auf Wassermelonen-Salsa und Purple-Curry-Schaum. Lasst es euch schmecken.“ Kein Problem – vor allem bei dieser Kulisse. Der Ausblick auf der Terrasse im achten Stock des GINN Hotels beeindruckt auch echte Hamburger. Es ist, als schwebte man über der Elbe. Zu den Cruise Days wird man den Kapitänen der vorbeifahrenden Kreuzfahrt-Kolosse hier problemlos die Hand schütteln können.

Als sich beim ersten Bissen das fruchtige Aroma der leuchtend roten Wassermelone mit der Säure der Tomate und einer leichten Curry-Schärfe im Mund verbindet, passt der Poesie-Vergleich ein zweites Mal. Oder besser: ein viertes Mal. Drei Gänge sind nämlich schon im Magen und keiner hat enttäuscht.

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Küchenchef Marcel Höppner komponiert poetische Menüs

Die Ceviche-Variation aus Schwertfisch mit Papaya, Avocado und Kokosperlen inspiriert dazu, die peruanische Vorspeise auch endlich mal zuhause nachzukochen. Die Kombinationsmöglichkeiten des Trendgerichts sind endlos – es braucht nur ein bisschen Kreativität. Davon hat Küchenchef Marcel Höppner jede Menge. Die zeigt er zum Beispiel in seiner persönlichen Interpretation des Senfeis. Das perfekt gegarte Bio-Ei zerfließt auf getrüffeltem Spinat und passt herrlich zu Senf und Kartoffel-Espuma, das am Tisch vom Chef persönlich angerichtet wird. On Top gibt’s Kaviar von AKI, einem der ältesten Kaviar-Importeure der Welt – direkt ums Eck in Altona.

Regionalität, Nachhaltigkeit und die transparente Vermittlung dieser Werte sind dem GINN wichtig. Die Speisekarte stellt eine Auswahl regionaler Lieferanten vor. Darunter: Annas Hof in Pinneberg, die Hamburger Traditionsräucherei Harald Rolf und das in direkter Nachbarschaft gelegene Frischeparadies. Fleisch sucht man auf der Karte dafür vergeblich – alle Speisen sind vegan, vegetarisch oder mit Fisch zubereitet.

Marcel schreibt Menüs, die wohl komponiert und kunstvoll angerichtet sind, ohne seine Gäste zu überfordern. In der gehobenen (Sterne-)Küche kann es vorkommen, dass zu viele Komponenten und Pinzettenarbeit den Gast überfordern. Die Küche verliert sich in Details und der Gast damit den Überblick. Wer kann sich nach einem zweiminütigen Kellner-Monolog über zwanzig Zutaten im Gericht schon merken, was er dort eigentlich zu sich nimmt?

Gehobene Küche für jedermann

Im GINN Restaurant wird gehobene Küche zugänglich gemacht. Zu keinem Zeitpunkt entsteht das Gefühl, hier nicht herzugehören. Angst vor Etikette-Fauxpas ist unbegründet. Dem Service gelingt der Balanceakt zwischen Aufdringlichkeit und Nichtbeachtung mit ungekünstelter Herzlichkeit. Mal erfährt man, dass Kellner Julian sich besonders freut, das Ceviche zu servieren, weil das Gericht aus seiner Heimat stammt, ein anderes Mal scheint die frische Wasserkaraffe aus dem Nichts gekommen zu sein. Guter Service braucht eben ein gutes Gespür für den Moment.

Kalamanski räumt den Magen auf

Nach dem fünften Gang wollen sich Völlegefühl und Panik vor dem Hauptgang breitmachen. Die Küche hat da einen Trick parat: Francine serviert ein Sorbet von der Kalamansi. Das köstliche Halbgefrorene kommt in einer Champagnerschale – und wird auch mit Champagner am Tisch aufgegossen. „Das lässt euch durchatmen und schafft wieder Platz im Magen.“ Funktioniert. Die Säure der philippinischen Zitrusfrucht regt die Verdauung an und lindert das Sättigungsgefühl. Es kann weiter gehen.

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Im Genussrausch: Krosser Zander zum Hauptgang

Wer sich fallen lassen kann, wird im GINN einen regelrechten Genussrausch erleben. Der Zander ist kross auf den Punkt gebraten und schmeckt unverschämt gut mit Perlgraupen, bunter Beete und Sauerampfer. Die Krönung: eine Saiblingskaviar-Hollandaise.

Die Sonne taucht den Hafen in rosa Licht, als ein ebenso rosafarbenes Erdbeersorbet mit Baiser, Ziegenfrischkäse-Mousse, „Hugo-Luft“, Muscovado-Crumble und Macadamia-Schwamm auf dem Tisch landet. Und ja, es schmeckt genauso, wie es klingt. Zu den abschließenden Petit Fours kommt der Chef sogar noch auf ein Glas Wein dazu. Was für ein Abend!

Das vor acht Wochen eröffnete GINN Restaurant ist momentan der vielleicht heißeste Geheimtipp auf Hamburgs kulinarischer Landkarte und eine dringende Empfehlung für alle Gourmets, Veganer, Vegetarier, Flexitarier, Fischliebhaber – und natürlich auch echte Karnivoren. Marcel und sein Team schieben das Fleischlos-Label in den Hintergrund und überzeugen sicher auch Steakesser mit erstklassigem Handwerk und einer dicken Portion Leidenschaft.

GINN Restaurant & Bar: Große Elbstraße 39 (Altona)

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