Hamburger Nachwuchs: Künstlerin Paulina Kubiak

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„Für mich kommt außer Malen nichts infrage“: Paulina Kubiak (Foto: paulinakubiak.com)

Die Bergedorferin Paulina Kubiak ist zwar erst 18 Jahre alt, dennoch gilt sie als große Hoffnung der Hamburger Kunstszene. Im Interview spricht sie über künstlerische Intui­tion, das Erfüllen von Träumen und das Fühlen von Farben

Interview: Daniel Schieferdecker

SZENE HAMBURG: Paulina, wann hast du mit dem Malen angefangen?

Ich hab immer schon gemalt. Das passiert einfach – wie atmen. Das war im Kindergarten schon so. Ich wollte immer ein Blatt Papier und einen Stift haben.

Du malst häufig Menschen. Warum?

Meine ersten Bilder auf Leinwänden waren Landschaften, die ich mir von Postkarten abgeguckt habe – aber das hat mich nie wirklich berührt, sodass ich mich dann schnell bei der menschlichen Figur wiedergefunden habe. Dadurch kann ich mich einfach besser ausdrücken.

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Titel dieses Kubiak­Werks: „Dream Your Options“

Wann hast du deine erste Leinwand gemalt?

Da war ich 13 – und seitdem fast täglich. Ich habe mit Acryl angefangen, aber seit einem Jahr arbeite ich auch mit Öl. Ich halte es für wichtig, ab und an mal seine Routine zu brechen, sich mit anderen Materialien und auch mit anderen Themen auseinanderzusetzen – sonst tritt man letztlich auf der Stelle.

Ist es dein Plan, von der Kunst leben zu können?

Ja, das war immer mein Traum – und den setze ich hoffentlich in die Tat um. Ich mache ja momentan mein Abi, sodass in meinem Jahrgang gerade alle darüber reden, was sie danach machen wollen. Für mich kommt außer Malen aber einfach nichts anderes in Frage.

Was erfüllt dich denn so am Malen?

Das ist schwer in Worte zu fassen. Ich mag auf jeden Fall, dass Kunst einem diesen unerschöpflichen Platz bietet, sich auszudrücken und auszuleben – und dass es dafür kein Ende gibt. Ich werde ja in zehn Jahren nicht fertig sein damit.

Tust du dich manchmal schwer damit, zu entscheiden, wann ein Bild fertig ist?

Es geht. Ich bin ein sehr intuitiver Mensch und höre auf mein Bauchgefühl. Manchmal merke ich einfach, dass ich für das Bild nichts mehr tun kann (lacht).

Du wohnst noch bei deiner Mutter. Ist die immer die Erste, der du neue Sachen zeigst?

Ja. Natürlich kommentiert sie die Bilder auch. Es kam durchaus schon vor, dass sie mal kopfschüttelnd vor einem Bild von mir stand (lacht). Das liegt aber daran, dass meine Familie osteuropäischer Herkunft ist und meine Mutter eher konservativ erzogen wurde. Daher konnte sie erst nichts mit meinen Bildern anfangen. Sie akzeptiert aber, dass ich male, was ich malen will. Meine Mutter ist sehr stolz auf mich und begeistert davon, dass ich meiner Leidenschaft folge.

„Dieses Gefühl, wenn man eine Farbe fühlen kann, ist für mich unvergleichbar“

Du hast mal über deine Bilder gesagt, sie seien provokant. Inwiefern?

Ich empfinde den Ausdruck so, der in den Farben steckt. Gerade über das letzte Jahr hinweg haben sich meine Farbtöne verändert. Meine Menschen habe ich nicht mehr in Hautfarben gemalt, sodass die Motive stückweise Abstand genommen haben von der Realität. Ich male Dinge mittlerweile nicht mehr unbedingt so, wie ich sie sehe, sondern wie ich sie fühle.

Nach welchen Kriterien tätigst du deine Farbauswahl?

Nach Gefühl. Mir ist aber bewusst, dass die Auswahl der Farben Spannung erzeugt. Es macht einfach einen Unterschied, ob ein Bild aussieht wie ein Foto, das unser Auge recht neutral wahrnimmt, oder wie eine Überspitzung der Realität durch entsprechend gesättigte Farben und Kontraste.

Was ist dir denn generell wichtiger: Farben oder Formen?

Eindeutig Farben. Dieses Gefühl, wenn man eine Farbe fühlen kann, ist für mich unvergleichbar. Meine Lieblingsfarbe ist übrigens Weiß.

Ach, tatsächlich? Wieso?

Weil das für mich immer bedeutet, dass ich dieses Weiß mit Leben füllen kann. Hinzu kommt: Weiß ist so eine schön ordentliche Farbe. Ich selbst bin eher unordentlich und sehne mich daher manchmal nach ein bisschen mehr Ordnung und Struktur.

Viele deine Bilder versiehst du mit Worten oder Sätzen. Warum?

Ich mag es nicht, wenn ein Bild zu nah an der Realität dran ist. Um dasnzu brechen, habe ich oft ein starkes Bedürfnis, da Text mit reinzubringen – zumal es ein Eye Catcher ist und vom Motivgeschehen ablenkt. Damit bewusst zu spielen, das finde ich interessant – zumal es meinen Bildern eine besondere Ästhetik verleiht.

Du hast mal gesagt, dass du deine Bilder ungern betitelst, weil ein Titel bei einem Bild bereits eine interpretatorische Richtung vorgäbe. Aber passiert nicht dasselbe, wenn du Worte auf ein Bild schreibst?

Ja, das stimmt. Aber ein Titel beschreibt ja ein Bild. Sätze oder Worte, die ich in ein Bild hineinarbeite, tun das nicht. Die verstärken nur den Ausdruck des Bildes. Aber ich verstehe, dass man das als paradox empfinden kann. Solche Widersprüche finden sich in meinem Entwicklungsprozess manchmal wieder. Das ist die Freiheit, die ich mir mit dem Entdecken verschiedener Ausdrucksmittel zugestehe.

Ist es manchmal schmerzhaft, wenn du ein Bild verkaufst, an dem du hängst?

Auf jeden Fall! Bei manchen Bildern ist es sogar so extrem, dass ich sie gar nicht verkaufen will. Aber ich habe auch gelernt, dass es ein schönes Gefühl sein kann, wenn ich Menschen mit dem, was ich persönlich gerne tue, eine Freude machen kann. Außerdem habe ich so viele Ideen, meine ganzen Skizzenbücher sind voll – und solange diese Kreativität nicht versiegt, kann ich meine Bilder auch loslassen.

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 SZENE HAMBURG Stadtmagazin, Mai 2021. Das Magazin ist seit dem 29. April 2021 im Handel und auch im Online Shop oder als ePaper erhältlich!

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