Hamburger Theater Festival 2021: Masken sprechen

„Sophie Rois fährt gegen die Wand im Deutschen Theater“, die Bühnenfassung des Deutschen Theaters Berlin ist zu Gast beim Hamburger Theater Festival (Foto: Arno Declair)
„Sophie Rois fährt gegen die Wand im Deutschen Theater“, die Bühnenfassung des Deutschen Theaters Berlin ist zu Gast beim Hamburger Theater Festival (Foto: Arno Declair)

2021 ist das Hamburger Theater Festival vom 10. bis 18. Oktober kleiner als sonst. In diesem Jahr lässt Festival-Kurator Nikolaus Besch die Masken sprechen

Text: Dagmar Ellen Fischer

Hochkarätig wie gewohnt, aber 2021 sogar hochverdichtet, zeigt sich das diesjährige Hamburger Theater Festival: Fünf Produktionen an acht Tagen mit 14 klangvollen Namen. Eigentlich sind es 19, doch die Namen – und insbesondere die Gesichter – der großartigen Spieler von „Familie Flöz“ sind nur deshalb weniger populär, weil sie in ihren herzerwärmenden Stücken grundsätzlich Masken tragen. In diesem Jahr zeigt die international erfolgreiche Crew um Michael Vogel, wie man „Feste“ feiert (Kampnagel, 15.+16.10.): Doch nicht aus einem glanzvoll geschmückten Saal, sondern von der Rückenansicht, aus der Perspektive derjenigen, die im Hintergrund schuften, damit andere strahlen dürfen. Dass es dabei nicht bleibt, ahnt man, denn die Flöz-Familie ist bekannt dafür, ihren vielschichtigen Geschichten voll feinstem Humor eine unerwartete Wendung zu geben. Beredter kann ein Theaterabend kaum sein als mit dieser berührenden, wortlosen Körperkunst.

Das Deutsche Theater Berlin zu Gast

Ähnlich stumm ist auch die Rolle der Protagonistin in Marlen Haushofers Roman „Die Wand“ angelegt, und auch dessen gleichnamige Verfilmung lebt von Ereignisarmut. Das ändert sich drastisch in der Bühnenfassung des Deutschen Theaters Berlin: „Sophie Rois fährt gegen die Wand im Deutschen Theater“ (Schauspielhaus, 12.+13.10.) – und das durchaus wörtlich und wortgewandt. Die österreichische Schauspielerin interpretiert die surreale Story um eine riesige gläserne Wand inmitten einer ohnehin einsamen Berglandschaft neu: Unter der Regie von Clemens Maria Schönborn ringt sie dem absurden Gegensatz von idyllischer Natur und Endzeitstimmung eigenwillige Nuancen ab; sie schießt und klettert, grübelt und verzweifelt, und von allem erzählt sie mit ihrer markant heiseren Stimme. Weitere Coups von Festival-Kurator Nikolaus Besch: „Die Blechtrommel“ nach Grass, Strindbergs „Totentanz“ sowie „Die Glorreichen Sieben“!

Hamburger Theaterfestival, 10.–18.10. 2021


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