Kunst für die Freiheit

Ein Jahr Taliban 2_Foto Malake Mahmoodzada
Freiheit steht auf den Handflächen der Frau. Gefangen in Afghanistan. Kunst soll Freiheit schaffen. (Foto: Malake Mahmoodzad )

Die Ausstellung „Ein Jahr Taliban“ zeigt Gedichte, Bilder und Eindrücke aus dem Land, indem vor mehr als einem Jahr die Taliban die Macht übernommen haben. Ein Gespräch der Aktivistin und Organisatorin Juliane Bandelow  

Interview: Katharina Stertzenbach

Juliane Bandelow unterstützt Menschen in Afghanistan. Mit der Kunstausstellung „Ein Jahr Taliban“, möchte sie Afghaninnen und Afghanen eine Stimme geben und auf ihre Situation aufmerksam machen. Im Gespräch erzählt sie, inwieweit ihr Engagement etwas bewegt und welche Steine ihr in den Weg gelegt werden.

SZENE HAMBURG: Juliane, wie hast du die Künstler:innen für die Ausstellung gefunden?

Juliane Bandelow die Organisatorin der Ausstellung „Ein Jahr Taliban“ (Foto: privat)
Juliane Bandelow, die Organisatorin der Ausstellung „Ein Jahr Taliban“ (Foto: privat)

Ich bin seit einiger Zeit Mitglied in einer Telegram-Gruppe, in der sich explizit afghanischen Frauen austauschen. Mit der Zeit haben einige angefangen, mir ihre Geschichten zu erzählen. Das war so eindrücklich, dass ich die Idee hatte, diese Geschichten weiter erzählen zu wollen. Da hat es gepasst, dass die Frauen mir ohnehin schon Gedichte und Fotos geschickt hatten, die ihre Situation illustrieren und zeigen, wie sich ihr Leben seit der Machtübernahme der Taliban vor einem Jahr verändert hat. Daraus ist dann die Kunstausstellung „Ein Jahr Taliban“ entstanden. Dadurch können die Frauen ihre Situation in Afghanistan auch einem deutschen Publikum näherbringen. 

Zunächst war die Ausstellung ausschließlich für Künstlerinnen konzipiert. Jetzt sind in der Artstadt auch Werke von Künstlern ausgestellt. Wie kam es dazu?

Das Stimmt. Zunächst hieß die Ausstellung auch „Die Stimme der Frauen“. Dann habe ich aber einen afghanischen Künstler kennengelernt, der Frauen gemalt hat. Auch seine Bilder spiegeln die Situation der Frauen in dem Land wider. Die Kunst passte perfekt zu den Arbeiten der Frauen und so kam es, dass wir auch Kunst von männlichen Künstlern zeigen.  

Die Situation der Frauen

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Ein Bild von dem afghanischen Künstler Samir Qasimi

Profitieren die Kontakte in Afghanistan von der Ausstellung? 

Aktuell noch nicht. Wir haben zwar für ein paar Künstler einen Antrag auf Ausreise nach Deutschland ans Auswärtige Amt gestellt. Einige konnten auch bereits ausreisen, aber nicht nach Deutschland. Aktuell sind sie im Iran und Tadschikistan und befinden sich dadurch nicht mehr in unmittelbarer Lebensgefahr. 
Die Situation der Frauen ist allerdings komplizierter. Ihnen wird die Ausreise , anders als bei den Männern, oft nicht gestattet. Sie können auch nicht einfach flüchten – das wäre zu gefährlich. Meistens machen das die Männer erstmal allein und versuchen ihre Frauen dann nachzuholen. Die Frauen sind also buchstäblich in Afghanistan gefangen. 

Was möchtest du über die direkte Hilfe hinaus mit der Ausstellung bewirken?

Ich möchte Menschen in Afghanistan und besonders den Frauen eine Stimme geben. 
Außerdem freue ich mich, wenn die Ausstellung wächst und noch mehr Afghaninnen und Afghanen ihre Geschichten mit Hilfe von Kunst erzählen. Darüber hinaus sind wir auch eine Vernetzungsplattform. Ich wünsche mir, das Menschen zusammenfinden, die wissen wie man explizit Künstler:innen in Afghanistan helfen kann. Aktuell gibt es kaum Initiativen für Künstler:innen. Viele von ihnen waren in Afghanistan durch ihre Arbeit auch gleichzeitig politisch aktiv. Das macht die Situation unter den Taliban für sie gefährlich. Mein Wunsch wäre es, das wir eine Organisation oder einen Verein gründen können um den Künstler:innen direkt zu helfen. 

Die Ausstellung „Ein Jahr Taliban“ ist noch bis zum 26. September 2022 in der Artstadt zu sehen. Zudem wurde eine betterplace -Kampagne gestartet, über die Spenden für die Künstler:innen gesammelt werden.

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