MenschHamburg: „Anpacken fühlt sich gut an!“

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16.600 Euro: Diese Summe übergab Lars Meier (l) in diesem Jahr der MUT Academy und dem Flüchtlingsmagazin / Foto: Gute Leude Fabrik

Mit witzigen Ideen und einem großen Netzwerk unterstützt Lars Meier, Kopf der PR-Agentur Gute Leude Fabrik, Hamburger Bedürftige, die oft übersehen werden. Dafür hat er 2011 den Verein MenschHamburg gegründet

Interview: Karin Jirsak
Foto: Gute Leude Fabrik

SZENE HAMBURG: Lars, wie und wen unterstützt ihr mit MenschHamburg?

Lars Meier: Ein großer Unterschied zwischen MenschHamburg und anderen Organisationen ist, dass wir Geld einsammeln mit dem Spaß der Spender und nicht mit der Not der Notleidenden. Die einzige Begrenzung ist im Grunde, dass das Geld, das wir mit verschiedenen, oft kreativen und ungewöhnlichen Aktionen sammeln, innerhalb des Stadtgebiets bei den Leuten ankommen muss, die es brauchen. Grundsätzlich unterstützen wir gerne Projekte, die sonst nicht so viel Aufmerksamkeit bekommen.

Da sind wir bewusst sehr bunt aufgestellt – MenschHamburg ist ja auch ein buntes Team. Wir treffen uns regelmäßig und überlegen dann zusammen, wo und wie man helfen könnte. Mal setzen wir das Geld für ältere Leute ein, mal für Naturschutzprojekte, mal für Kinder. Einer Grundschule in Billstedt haben wir zum Beispiel eine neue Küche ermöglicht, in der die Kinder zusammen kochen und so den Umgang mit Lebensmitteln lernen.

Mit welchen Aktionen generiert ihr die Spenden?

Wir haben jedes Jahr drei große Events: das Kamelrennderby auf dem Frühjahrsdom, den Welttrinkgeldtag am 21. Mai und das MauMau-Turnier im Herbst, auf das ich mich schon sehr freue. Außerdem hatten wir zum Beispiel im Jahr 2015, als die Geflüchtetenkrise auf dem Höhepunkt war, die Idee zu unserem „Moin Moin Refugees“-Button, mit dem wir die Hamburger auffordern wollten, hanseatische Willkommenskultur zu zeigen – auch um dem Geschrei, das gerade damals von rechts kam, bewusst etwas entgegenzusetzen.

Ich wollte erst mal nur 500 von diesen Buttons machen lassen. Aber die Nachfrage war extrem hoch. Bis heute haben wir über 50.000 für einen Euro pro Stück verkauft. Vor ein paar Wochen habe ich eine junge Frau in der U-Bahn gesehen, die den Button immer noch getragen hat – nach vier Jahren! Ich hätte sie am liebsten umarmt.

Erzähl mal, wie bist du auf das Kamelrennderby gekommen?

Das Kamelrennen auf dem Dom ist auf jeden Fall Kult. Als Kind habe ich das sehr gerne, aber sehr schlecht gespielt. Irgendwann saß ich mit dem Welt-Hamburg-Redaktionsleiter Jörn Lauterbach bei einer Brause zusammen, dem es genauso ging, und wir kamen auf die Idee, eine Meisterschaft zu veranstalten, bei der Firmen gegen eine Spende von 300 Euro mit je einem Dreierteam mitmachen können. Das so eingenommene Geld kommt immer unterschiedlichen Projekten zugute. Seit 2015 findet das Derby einmal im Jahr statt, und es ist immer ein Riesenspaß.

Echtes Engagement findet offline statt

Du veranstaltest aber nicht nur Aktionen für MenschHamburg. Die Gute Leude Fabrik organisiert auch den sogenannten N Klub. Stichwort: Nachhaltigkeit …

Der N Klub ist ein Netzwerk für Leute, die sich mit den unterschiedlichsten Nachhaltigkeitsthemen befassen, zum Beispiel beruflich, oder sich in einer Initiative engagieren. Bei den N Klub-Treffen sind vom CSR-Manager mit Krawatte bis zum Aktivisten, der sich vor den Castor-Transport stellt, die unterschiedlichsten Menschen dabei. Wenn wir auf ein spannendes Projekt oder eine Idee stoßen, dann laden wir die Leute ein. Durch den intensiven Austausch bei diesen Treffen konnten schon viele tolle Ideen verbreitet und realisiert werden.

Auf der MenschHamburg-Website schreibst du: „Es gibt viele Gründe etwas zu tun, aber nur einen sich nicht zu engagieren: Bequemlichkeit!“ Muss man die Bequemlichkeit vielleicht akzeptieren und das Engagement entsprechend bequemer gestalten?

Auf keinen Fall. Viele Leute kritisieren ja heute sehr bequem in sozialen Netzwerken und denken, das wäre Engagement. Aber echtes Engagement, egal, ob man nun Bäume pflanzt oder auf Kinder aufpasst, das ist was ganz anderes, und kann eine ganz tolle Erfahrung sein. Wer zum Beispiel mal Samstagvormittags eine Stunde lang in der Kleiderkammer Hanseatic Help beim Sortieren geholfen hat, weiß: Anzupacken fühlt sich gut an. Und dabei kann man auch sehr gut den Kopf frei kriegen.

Mensch.hamburg


Szene-Hamburg-August-2019-TitelDieser Text stammt aus SZENE HAMBURG, August 2019. Titelthema: Wie sozial ist Hamburg? Das Magazin ist seit dem 27. Juli 2019 im Handel und zeitlos im Online Shop oder als ePaper erhältlich! 


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