Mut zum Scheitern

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Start-up: Die Hamburger Gründerszene ist umtriebig. Im Mai lädt das Startup Weekend ins Gründerhaus

Ein StudiVZ für Ungarn. Das war Andreas Kitzings Idee. Er nannte es „College Friends“ und Kitzing hätte damit der deutsche Mark Zuckerberg werden können. Hätte. Denn zum Durchbruch kam es nicht. Dafür aber zum Abbruch. Nach einem stark vernachlässigten Unisemester beschlossen er und sein Kompagnon, das Projekt zu begraben. Sein Fazit am Ende seines Vortrags auf der FuckUp Night im MUT!-Theater: „Es hat sich voll nicht gelohnt.“

Trotzdem: Kitzing zeigt keine Spur von Enttäuschung oder Trübsinn, während er das Publikum mit der Geschichte seines Scheiterns unterhält. Denn Kitzing hat wieder gegründet. Und diesmal erfolgreich. Genau darum geht es auf den FuckUp Nights, die ihren Ursprung in Mexiko haben und seit Februar auch in Hamburg stattfinden: Das Scheitern gehört zum Gründen dazu. Davon erzählen die Gäste der FuckUp Nights sehr unterhaltsam und ganz ungeniert. Denn an einer Sache haben sie auf jeden Fall gewonnen, an Erfahrung.

Das sieht auch Serhat Kaya so. Serhat kennt sich trotz seines jugendlichen Alters – er ist gerade mal 24 – bestens in der Start-up- und Gründerwelt aus. Er hat bereits als Berater für verschiedene Firmen gearbeitet, studiert jetzt an der Hochschule Fresenius Wirtschaftspsychologie und hilft, junge Gründer und Kreative miteinander zu vernetzen. Wie beim Startup Weekend Hamburg im Betahaus, das er seit vier Jahren ehrenamtlich organisiert und bei dem BWLer auf Designer, Entwickler auf Studenten treffen.

Von Freitag bis Sonntag können sich die Teilnehmer gegenseitig austauschen, sie treffen auf Coaches und Mentoren, lauschen Vorträgen, bilden Teams, „pitchen“ ihre Start-up-Ideen, erarbeiten Geschäftsmodelle und Konzepte – und werden am Ende von einer Jury bewertet. 54 Stunden haben sie für all das Zeit. „Letztes Jahr hatten wir einen dabei, der die Nacht durchgemacht hat“, erzählt Serhat. „Das ist hart. Aber genau so ist das Leben eines Gründers. Der schaltet auch nie ab.“ Dass sich der Einsatz lohnt, zeigt beispielsweise der Gewinner des Startup Weekends im vergangenen Jahr: „stickerabo sind vor kurzem live gegangen!“

Vielleicht wird es dem Team um comate.me genauso gehen. Sie sind die Gewinner des ersten Startup Weekends Women, das bereits Mitte April stattgefunden hat. Die Veranstaltung richtete sich explizit (aber nicht ausschließlich) an Frauen, denn die sind in der Gründerszene ziemlich unterrepräsentiert: Unter den 574 Gründern in Hamburg sind nur 82 Frauen. Diese Zahlen – und noch viele mehr – zeigt der Monitor von Hamburg Startups.

Die Plattform wurde vor eineinhalb Jahren unter anderem von Sanja Stankovic ins Leben gerufen: Sie soll zeigen, wie viel und vielfältig in Hamburg gegründet wird; dass nicht nur Berlin eine lebendige Start-up-Szene hat, sondern auch die Hansestadt. Der Monitor zählt derzeit 286 registrierte Start-ups, die stärksten Gründungsfelder sind Commerce, Services und Media. „Gerade in den letzten zwei Jahren konnten wir eine tolle Energie in der Szene feststellen“, erklärt Sanja Stankovic.

Sie will mit Hamburg Startups die Szene öffentlich machen („Die Hamburger sind eher zurückhaltend, in Berlin dagegen feiert sich gleich jedes Start-up ab“) und fördern. Zum Beispiel mit Formaten wie dem Startups Mixer; oder dem Pitch auf dem Reeperbahn-Festival, der dieses Jahr zum dritten Mal stattfinden wird. Start-ups können dort direkt vor Publikum ihre Ideen vorstellen und sich anschließend mit interessierten Investoren zusammentun. Denn genau da hakt es oft: bei der Verknüpfung von Geldgebern und Start-ups.

„Ich würde mir eine Schnittstelle zwischen den vielen Hamburger Traditionsunternehmen und der Gründerszene wünschen“, sagt Serhat. Ansonsten ist er zuversichtlich. „Das Wichtigste für Start-ups ist sowieso die Leidenschaft.“ Fehlt die, bringt auch eine gute Idee nix. Für alle anderen gilt: Mut zum Gründen und zum Scheitern.

Text: Julia Braune
Foto: Sina Gritzuhn

29. bis 31.5. Startup Weekend Hamburg im Betahaus

FuckUp Night – immer am 2. Donnerstag im Monat

Infos zur 3. Folge von Startups@Reeperbahn unter www.hamburg-startups.net

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