Regie-Kunst: Portraits berühmter Regisseure

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Julian Rentzsch in seinem Atelier in der Hamburger Innenstadt (Foto: Michael Philipp Bader Photography)

Der Hamburger Illustrator Julian Rentzsch kam 2014 auf die Idee, berühmte Regisseure auf kreative Weise zu porträtieren und kooperierte hierzu mit dem Designstudio Stellavie. Wir sprachen mit ihm über die Entstehung der Bilder, seine Lieblingsfilme und welches Bild sich am besten verkauft hat

Interview: Marco Arellano Gomes

SZENE HAMBURG: Hallo Julian, wie kamst du auf die Idee, Hollywood-Regisseure zu illustrieren?

Julian Rentzsch: Ich mochte schon immer Kinofilme. Ich dachte, es wäre doch mal interessant, zur Abwechslung nicht die Hollywood- Stars zu porträtieren, sondern die Leute hinter den Filmen, die maßgeblich für die Filme verantwortlich sind und am meisten geleistet haben, vor allem die Regisseure.

Mir schwebte von Beginn an vor, nicht einfach die Filmemacher zu zeigen, sondern Motive aus ihren Filmen in die Porträts einzubauen.

portrait_Alfred-Hitchcock_c-Stellavie_Julian-RentMit welchem Regisseur hast du begonnen?

Angefangen habe ich 2015 mit Alfred Hitchcock, Martin Scorsese und David Lynch. Im März habe ich die an Stellavie geschickt, um über die Umsetzung möglicher Drucke zu sprechen.

Die fanden die Reihe super und konnten sich ein gemeinsames Projekt sehr gut vorstellen. Sie haben die Typografie gestaltet, mich bei der Recherche der einzelnen Filmszenen unterstützt und die Drucke hochwertig produziert.

Wonach hast du die Regisseure ausgewählt?

Das war zu Beginn sicherlich eine persönliche Entscheidung. Scorsese verbinde ich sehr stark mit der Zeit der 1990er, die Gangsterfilm-Zeit, in der ich sehr gerne Filme im Kino geschaut habe. Hitchcock ist ein Klassiker, dessen zeitlose Filme immer funktionieren und jede Generation überzeugen. Und die Filme von Lynch haben mich künstlerisch sehr beeindruckt.

Hattest du dir damals alle Filme angeschaut, um die Motive für die Bilder auszuwählen, oder bist du nach dem gegangen, was dir von den Filmen in Erinnerung geblieben ist?

Viele Filme kannte ich bereits. Hier und da musste ich aber auch den Film anschauen, um auf die passenden Ideen zu kommen. Bei einigen Regisseuren muss man auch aufpassen, dass man das Bild nicht überlädt, weil derjenige so viele gute Filme gemacht hat. So war es zum Beispiel bei Spielberg.

Film-Phasen

Würdest du dich als Cineasten bezeichnen?

Ich komme inzwischen selten dazu, mich einen Abend lang ins Kino zu setzen und in Ruhe zwei bis drei Stunden einen Film zu gucken. Ich gucke mehr Serien.

Welches Bild der Reihe hat sich bis heute am besten verkauft?

Tarantino. Der ist am besten angekommen, wahrscheinlich, weil er so viele Kultfilme gemacht hat. Danach kommt Hitchcock, der ja auch ein sehr breites Publikum hat.

Hast du einen Lieblingsfilm oder einen Lieblingsregisseur?

Nicht wirklich. Scorseses Phase war in den 1990ern. Seine Gangsterfilme, unter anderem „GoodFellas“ und „Casino“ habe ich damals oft gesehen und fand die toll.

Tarantinos Phase begann mit „Pulp Fiction“ Mitte der 90er. Die Hitchcock-Filme gefallen mir auch sehr. Ich kann gut verstehen, wieso die immer noch so beliebt sind.

Wird die Reihe fortgesetzt, oder ist die Arbeit daran beendet?

Wir haben jetzt gerade ein neues Bild veröffentlicht: Ridley Scott. Die Illustration hatte ich vor längerer Zeit bereits begonnen und nun endlich fertiggestellt.

Wie lange dauert die Produktion eines solchen Bildes eigentlich?

Die ersten drei hatten wir im März 2015 veröffentlicht, im Herbst kamen die nächsten drei: Spielberg, Coppola und Tarantino. Da jedes Motiv unterschiedlich aufwendig von der Recherche und der Umsetzung der einzelnen Motive ist, kann man die Frage nicht pauschal beantworten.

Viel Aufmerksamkeit

Wie entsteht ein solches Bild?

Ich beginne mit einer Vorzeichnung mit Bleistift, um die Proportionen festzulegen. Dann setze ich die einzelnen Motive in Aquarell um. Dafür orientiere ich mich an Fotos und Film-Stills.

Ich versuche immer mit hohem Kontrast zu malen, dadurch wirken die Bilder eher wie mit Tinte gemalt. Es ist aber hoch pigmentierte Aquarellfarbe.

Es ist also kein einzelnes Bild, das in einem Stück gemalt wird?

Nein. Ich male Motiv für Motiv einzeln. Das Gesicht des Regisseurs male ich meist in etwa DIN A2-Größe, damit man möglichst viele Details zeigen kann. Die einzelnen Motive wiederum auf DIN A3 oder DIN A4, je nachdem, wie groß sie auf dem Gesamtbild werden sollen. Dann scanne ich die einzelnen Aquarelle und baue sie mit Photoshop wieder zusammen und korrigiere Kleinigkeiten.

Was hat die Reihe „Movie Directors“ für deinen Werdegang bedeutet?

Das war mein Beginn, selbst initiierte Sachen zu machen und es hat für viel Aufmerksamkeit gesorgt. Es kamen darüber aber auch viele eigenartige Job-Anfragen.

Es gab zum Beispiel einen Werbekunden, der wollte, dass ich im selben Stil ein Mädchen vor seinem Kaufhaus male, das in Richtung Sterne guckt und die ganzen Kaufhausfilialen sind dann in den Kopf gebaut.

Würdest du von dir selbst sagen, dass du ein Perfektionist bist?

Perfektionist würde ich mich nicht nennen, ich würde mich eher als detailverliebt bezeichnen.

julianrentzsch.de; stellavie.com


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