Chantal: „Ich will einen Unterschied machen“

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Chantal: „Ich will einen Unterschied machen“ (Foto: Rosa Krohn)

Tagein, tagaus wirbeln knapp zwei Millionen Menschen durch Hamburg. Wir fischen sie für einen Moment aus ihrem Alltag und lauschen ihren Geschichten. Diese Woche sind wir Chantal begegnet

Protokoll:Rosa Krohn

„Ich mache gerade meine Facharztausbildung zur Kinderärztin auf einer Neugeborenen-Station. Für die Kindermedizin habe ich mich entschieden, weil die Patienten ihr ganzes Leben noch vor sich haben. Neugeborene sind nicht in Behandlung, weil sie sich falsch ernähren, rauchen oder trinken, sondern aus Gründen, für die sie nichts können. Jemanden im höheren Alter zu behandeln, der danach sofort wieder zu McDonald’s rennt und Bier trinkt, würde mich auf Dauer frustrieren.

Prävention als Schlüssel

Für mich spielt Prävention in der Medizin eine entscheidende Rolle. Wenn man zum Beispiel bei der Ernährung ansetzt, kann man viel bewegen. Es gibt sogenannte Blue Zones. Das sind Regionen auf der Welt, in denen Menschen signifikant länger leben als der Durchschnitt. Warum? Weil sie sich überwiegend pflanzlich ernähren, sich täglich bewegen und weil sie sozial eingebunden sind. Das sind Schlüsselfaktoren für die Gesundheit, die im Gesundheitssystem und auch in der medizinischen Ausbildung stärker mit einbezogen werden müssten. Ärzte haben meist keine Ahnung von Ernährung – sofern sie sich das Wissen nicht zusätzlich angeeignet haben – weil das Studium den Bereich kaum abdeckt.

Ich habe während meines Studiums ein Praktikum in einem präventiven Zentrum für Erwachsene in den USA, in Washington D.C., gemacht. Der Fokus lag dabei auf Prävention durch Ernährung. In Folge der Behandlung konnten viele Patienten ihre Medikamente absetzen. Doch diese präventive Arbeit wird vom Gesundheitssystem häufig nicht unterstützt, weil Krankheit und Medikamente Geld bringen – jemanden auf anderen Wegen gesund zu machen nicht.

Erfolg durch Ernährungsumstellung

In Washington habe ich damals direkt über einem Fitnessstudio gearbeitet. Eines Tages bin ich mit einem Mann um die 60 ins Gespräch gekommen. Er erzählte mir von seiner Diabeteserkrankung. Ich empfahl ihm, das präventive Zentrum zu besuchen, woraufhin er sofort protestierte: ‚Wie, kein Fleisch, kein Käse? Das geht auf keinen Fall!‘ Mit der Zeit konnte ich ihn überzeugen, mal zu einem der Kochkurse vorbeizuschauen. Jahre später bekam ich dann eine Mail von ihm, in der er mir berichtete, wie glücklich er sei. Dank der Ernährungsumstellung konnte er sein Insulin reduzieren. Das hat mir das Gefühl gegeben, wirklich einen Unterschied machen zu können. Wenn ich das immer machen könnte – das wär’s!“


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