Jenifer: „Der Song schrieb mich, nicht ich ihn“

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Jenifer: „Der Song schrieb mich, nicht ich ihn.“ (Foto: Rosa Krohn)

Tagein, tagaus wirbeln knapp zwei Millionen Menschen durch Hamburg. Wir fischen sie für einen Moment aus ihrem Alltag und lauschen ihren Geschichten. Diese Woche sind wir Jenifer begegnet

Protokoll:Rosa Krohn

„Ich bin Musikerin durch und durch. Aufgewachsen in San José, Kalifornien, habe ich danach in Los Angeles und auf einer thailändischen Insel gelebt, bevor ich nach Europa gekommen bin. In Hamburg bin ich eher zufällig gestrandet. Ich war gerade hier, als der Lockdown begann und so blieb ich. Ich spiele meine Musik auf der Straße, in kleinen Clubs oder Bars –hauptsächlich meine eigenen Songs. Der wichtigste ist 2002 in L.A. entstanden.

Ein echter Hit

Die Akkordfolge zu ‚You want it, you got it‘ war so prägnant, dass ich sie nicht mal aufschreiben musste. Drei Tage später im Auto kamen Lyrics und Melodie hinzu. Ich fuhr nach Hause, nahm meine Gitarre, spielte die Akkorde, der Song schrieb mich, nicht ich ihn. Nach drei Minuten war alles fertig. Ich rief einen befreundeten Toningenieur an, der ein recht bekanntes Studio in L.A. besaß und spielte ihm den Song vor. Er sagte: ‚Das ist ein Hit, komm sofort her.‘ Wir nahmen noch am selben Abend auf und spielten die Rohfassung auf CD.

Diese CD gab ich einem lokalen Radio-DJ und so kam der Song ins Radio. Es war ein voller Erfolg, alle wollten ihn hören. Es gab nur ein Problem: Die CD mit dem Song hatte keinen Barcode und war damit nicht urheberrechtlich geschützt und nachdem mein Freund weggezogen war, brach der Kontakt ab. Ich konnte also auch nicht noch eine Version mit Barcode machen. 

Magie

Ein paar Jahre später, ich lebte mittlerweile in Thailand, erzählten mir Leute auf meinen Shows, dass sie meinen Song aus dem Radio kennen würden. Ich dachte erst: ‚Die müssen aus L.A. sein‘, aber es stellte sich heraus, dass der Song mittlerweile weltweit im Radio gespielt wurde. Ohne mein Wissen war aus meinem Lied also ein internationaler Radio-Hit geworden. Doch ohne die Urheberrechte bekam ich kein Geld und bis heute habe ich für den Song keinen Cent bekommen.

Aber ich schaue nach vorne, schließlich kann nicht jeder Künstler von sich behaupten, einen weltbekannten Hit geschrieben zu haben. Ich bin jetzt 66 Jahre alt und nehme hier in Hamburg gerade mein Album auf. Ich mache Musik, seitdem ich drei bin und wenn du das machst, was du liebst, ohne Hintergedanken, dann entsteht Magie. Ob auf der Straße oder auf irgendeiner Bühne, völlig egal. Ich bin in der Lage, die Leute, die an mir vorbeilaufen, zum Lachen zu bringen. Und das werde ich so lange machen, bis es nicht mehr geht.“


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