01.11. | Film | On The Rocks | Beluga Kino

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Kritik

Wenn der Name Coppola auf einer Leinwand erscheint, dann entsteht unweigerlich eine Erwartungshaltung. Das trifft auf Tochter Sofia nicht weniger zu als beim großen, legendären, geradezu übermächtigen Vater Francis Ford. Beide haben auf ihre Art Filmgeschichte geschrieben: Der Vater mit großen Erzählungen wie „Der Pate“ und „Apocalypse Now“, die Tochter mit kleineren, aber intensiv und jeweils außergewöhnlich erzählten Produktionen wie „Marie Antoinette“ oder jenen melancholisch-komischen, in Tokio spielenden Debütfilm „Lost in Translation“ (2003), für dessen Drehbuch Sofia Coppola mit dem Oscar ausgezeichnet wurde. Wie damals auch setzt sie in ihrem neuen, von Apple und A24 produzierten und für kurze Zeit im Kino laufenden Film „On the Rocks“ auf den charismatischen Bill Murray („Ghostbusters“, „Und täglich grüßt das Murmeltier“), dessen lässiger Charme und dessen Improvisationstalent hier voll zur Geltung kommen.

Erzählt wird die Geschichte von Laura (Rashida Jones), einer jungen New Yorker Mutter und Autorin, die plötzlich Zweifel an ihrer Karriere, ihrer Ehe und der Treue ihres Ehemannes Dean (Marlon Wayans) entwickelt. Zumal seine neue, attraktive Arbeitskollegin Fiona (Jessica Henwick) immer wieder Erwähnung in seinen Erzählungen findet und er immer später nach Hause kommt. Laura vertraut sich ihrem Vater Felix (Bill Murray) an, einem alternden Playboy, der sich mit Affären auskennt und mit seinem Charme die Menschen noch immer um den Finger zu wickeln weiß. Und so tanzt auch Laura bald nach seiner Pfeife und lässt sich darauf ein, zusammen ihrem Ehemann nachzuspionieren.

Es folgen abenteuerliche, absurd-komische, emotional funkelnde Szenen und Gespräche zwischen Vater und Tochter – mitten im lebendigen, bezaubernden (und Corona-freien) New York. Von Szene zu Szene wird deutlich, dass im Herzen dieser gemeinsamen Suche nach Wahrheit ihre eigene Beziehung steht.

Dieser Film ist klug, flott und bezaubernd erzählt. Er ist eine Liebeserklärung an New York – dieser einzigartigen Stadt, die niemals schläft. Die Bilder von Kameramann Philippe Le Sourd („Ein gutes Jahr“) zeigen die Großstadt bei Tag und Nacht von ihren schönsten Seiten. Die Musik der französischen Indie-Popband Phoenix treibt die Story rhythmisch voran und bleibt noch lange nach dem Filmgenuss im Gedächtnis. Murray liefert unzweifelhaft seine großartigste Performance seit Jahren.

Coppola schafft mit „On The Rocks“, für das sie auch das Drehbuch schrieb, vor allem aber eine Liebeserklärung an das Leben selbst – mit all seinen Komplikationen und Überraschungen. Für einige Zeit lässt dieser Film einen die Welt anders sehen: intensiver, losgelöster, offener. Er wirkt wie eine Limonade on the rocks im Spätsommer: erfrischend und wohltuend.

/ Marco Arellano Gomes

Beluga Kino
01.11.2020, 11:30 Uhr

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01. November 2020
20:59
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