03.02. | Film | Monsieur Killerstyle | Online

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Kritik

/Calle Claus

Weltherrschaft? Unterjochung des Planeten? Alles Pipifax. Georges hat ein wirklich ambitioniertes Filmschurken-Ziel: Er will der einzige Mensch auf Erden sein, der eine Jacke trägt! Folgerichtig beginnt der neue Film des Franzosen Quentin Dupieux mit dem Kauf einer solchen: In einem abgelegenen Bergdorf blättert Georges ein Vermögen für ein ranziges Wildleder-Teil mit Fransen-Ärmeln hin. Vor dem Spiegel bewundert er seinen neuen „Killerstyle“. Als Bonus gibt’s noch eine Digitalkamera mit Ausklapp-Bildschirm dazu, die genauso antik wirkt wie die Jacke.

Dupieux hält Georges’ Backstory betont knapp: Er wurde von seiner Frau verlassen, die ihm nun auch den Geldhahn abdrehte. Auf dem Hotelzimmer entspinnt sich ein erster Dialog zwischen dem fransigen Kleidungsstück und seinem neuen Besitzer. Georges spricht beide Parts, mit verteilten Rollen. Werden wir Zeuge einer außer Kontrolle geratenen Midlife-Crisis? Gar der Geburt eines Psychopathen? Dem bankrotten Wildleder-Macho bleibt nichts anderes, als in der einzigen Kneipe des Kaffs, in dem er strandete, abzuhängen. Barkeeperin Denise outet sich als Hobby-Filmcutterin, daraufhin gibt Georges sich als Regisseur aus – da haben sich zwei gefunden. Fortan zieht er mit der Kamera in Anschlag los und bringt Passanten dazu, ihm ihre Jacken zu übergeben. Sie sichtet das Material (das immer mehr „Snuff“-Charakter annimmt) und agiert nun auch als „Produzentin“, indem sie das makabre Projekt mit ihrem Ersparten sponsert. Am Ende wird klar, dass sie dabei ihre ganz eigene Agenda verfolgt …

„Ich bin ein Typ, der filmt, also bin ich Filmemacher!“ sagt Georges irgendwann. Das bringt auch Dupieux’ künstlerische Philosophie auf den Punkt. Die stets ebenso kurz und knapp wie krude erzählten Werke des Mannes, der uns einst „Flat Eric“ schenkte, scheren sich wenig um Figuren-Psychologie und Drehbuch-Konventionen. Dass er mit Jean Dujardin und Adéle Haenel zwei mit Preisen überhäufte Edel-Hauptdarsteller für diesen wildledernen Wahnsinn gewinnen konnte, macht die Sache umso vergnüglicher.

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77 Min.; R: Quentin Dupieux; D: Jean Dujardin, Adele Haenel, Albert Delpy, Pierre Gomm

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03. Februar 2021
09:35
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