Bekanntermaßen ist kaum ein Ort, kaum ein kultureller Kontext so geeignet für Neuverortung und Neuauslotung von Geschlechterrollen und -verständnis wie der Club. Zwischen dunkler Ecke und grellem Stroboskop ist jede Katze grau und doch bunter als ein Pfau. Zumindest gilt das vielerorts hierzulande, während in zahlreichen anderen Ländern jede andere als die vermeintlich klar biologisch zugewiesene Gender–Interpretation auf Unverständnis, Hass und Gewalt stößt. Nicht zuletzt an Südostasien muss man dabei denken, sodass als besonders gefeiert gehört, wer hier mutig zur eigenen geschlechtlichen Komplexität steht.
Einer der wichtigsten Player der lokalen Szene ist die Performance-Künstlerin Tara Transitory aus Singapur (wo etwa Homosexualität illegal ist), bekannt für ihr Musikprojekt OneManNation. In einem irren, aggressiven Mix aus Klangschnipseln, Drone-Sounds, Jazz–Samples und zerpflücktem Hard-Tech entsteht ein Gegenentwurf zum gestreamlineten Club-Soundtrack unserer Zeit. Vermutlich in der ersten Reihe: die Queercore-Truppe Gladbeck City Bombing, die sich an der gleichen Thematik abarbeitet, dafür aber neben Tara Transitory vergleichsweise brav vorgeht und heute supportet – nicht weniger gut und wichtig!
/ Friedrich Reip / Foto: Miriam de Saxe
Kampnagel
12.10.17, 22 Uhr
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