Das Hamburger Theaterfestival holt noch bis zum 6. November hervorragende Inszenierungen aus dem deutschsprachigen Raum in die Stadt. Eine davon ist „John Gabriel Borkman“ vom Burgtheater Wien mit der großartigen Birgit Minichmayr.
In dem Stück von Henrik Ibsen aus dem Jahre 1896 versuchen sich die aus dem Leben gefallenen Eheleute Borkman mit aller Macht in der Gesellschaft zu rehabilitieren. John Gabriel Borkman, ehemaliger Bankdirektor, saß acht Jahre wegen Veruntreuung im Gefängnis. Seit seiner Entlassung lebt er auf dem Dachboden des Hauses, während sich seine Frau Gunhild, die ihm diese Schmach nicht verzeiht, ins Erdgeschoss zurückgezogen hat – isoliert und ohne soziale Kontakte. Als Gunhilds schwer erkrankte Schwester Ella bei ihnen einzieht, einst selbst mit Borkman liiert, entbrennt ein erbitterter Kampf um den Sohn. Denn während des Bankrotts der Borkmans hat Ella ihren Neffen großgezogen und erhebt jetzt auf ihn Ansprüche als Sterbebegleiter.
Aber Gunhild erwartet von ihm eine Karriere, um den guten Ruf der Familie wiederherzustellen und Borkman will ihn für sein Comeback einspannen. Überfordert von den Ansprüchen, verweigert der Junge die ihm aufgezwungenen Rollen, und entzieht sich der Familie. Der australische Regisseur Simon Stone seziert die Brüche in dem Wertesystem des bürgerlichen Europas nach der Finanzkrise, als der Schein mehr wert hatte als Familie und Liebe.
/ HED / Foto: Reinhard Werner, Burgtheater
Thalia Theater (Theaterfestival)
15.10.17, 19 Uhr