01.02. | Film | Berlin Alexanderplatz | Onlinestream

Burhan Qurbanis Film „Berlin Alexanderplatz“ ist zeitge­mäß, ein Appell gegen den alltäglichen Rassismus und startet heute in den Kinos.
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Kritik

/ SD

Es war eine wirkliche Über­raschung. Dass diese Wucht von einem Film, der einen drei Stunden lang in den Kinosessel drückt, der bildgewaltig, zeitge­mäß und ein Appell gegen den alltäglichen Rassismus ist, auf der Berlinale keinen Preis be­kam. Durch das blutrote Meer, in dem Flüchtende gegen das Ertrinken kämpfen, führt er in das Leben von Francis (Welket Bungué) aus Westafrika hinein, der in einer schäbigen Unter­kunft in Berlin gestrandet ist, auf dem Bau ausgebeutet wird und immer stärker in einen Abwärtsstrudel gerät.

Ganz so wie Franz Biberkopf in Alfred Döblins legendärem, gleichna­migen Zwanziger­-Jahre-­Roman, den Regisseur Burhan Qurbani in das Berlin von heute übertragen hat. Lange schon wollte Qurbani, der als Sohn politisch verfolgter Afghanen im Rheinland geboren wurde, etwas über die Dealer an der Hasenheide machen. Als er in Kreuzberg wohnte, sah er sie jeden Tag. Die meisten von ihnen sind schwarz. Lange befürchtete er, dass so ein Film versickern würde. Dann besann er sich auf Döblins Ro­man. Der war Thema seiner Abi­klausur, die er versemmelt habe, erzählt Qurbani auf der Berli­nale. Und dass er die Geschichte, die um die Ausgebeuteten kreist, um Mitgefühl und Güte, später erst wirklich begriffen habe.

Rassismus und Ausgrenzung

Der Geflüchtete Francis ist sein Biberkopf, der Verbrecher Reinhold, wird zum Drogendealer Reinhold, der durch die Flüchtlingsheime zieht und den Albrecht Schuch mit krummer Teufelshaltung spielt. Die Hure Mieze (Jella Haase) schickt er in die Luxusho­tels der Stadt. Ihre Stimme aus dem Off führt durch Biberkopfs Kampf, ein Guter zu sein. Doch trotz dieser Theatralik wirkt der Film nie preziös, sondern findet eine ganz eigene Spra­che.

Die Geflüchteten stammeln nicht herum, sondern sprechen mehrere Sprachen, dazu knallt der Begriff Gorilla wie ein Peitschenhieb von der Leinwand he­rab, mäandern Rassismus und Ausgrenzung. Egal wie Francis sich verhält, schwingt die Fra­ge nach seiner Herkunft immer mit.

Drängend wie Döblin in den 1920ern und Fassbinder, der 1980 mit seiner 14­-stündigen TV­-Fassung für Eklats sorgte, legt Qurbani den Finger in die Wunde. Der nächste Gang durch die Hasenheide wird ein ande­rer sein.

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01. Februar 2021
11:23
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