(16.4.) Film, Border, 3001 Kino, 19 Uhr

Der 2018 in Cannes uraufgeführte „Border“ basiert auf einer Kurzgeschichte von John Aj­vide Lindqvist und erweist sich als höchst ungewöhnlicher ­Genre-Mix.

Kleine Regungen mit großer Wirkung! Immer dann, wenn die äußerlich deformierte Protagonistin im zweiten Spielfilm des im Iran geborenen Ali Abbasi („Shelley“) mit der Nase zuckt und ihre Mundwinkel leicht verzieht, müssen sich ihre Mitmenschen warm anziehen. Denn die schwedische Zollbeamtin Tina (Eva Melander) ist mit einem schier übernatürlichen Geruchssinn gesegnet. Spielend leicht kann sie Gefühle wie Angst, Schuld und Unruhe erspüren und zieht stets treffsicher all jene Reisenden aus dem Verkehr, die Unlauteres im Schilde führen. Im Stich lässt ihre Gabe sie jedoch, als sie dem geheimnisvollen, ähnlich grobschlächtig aussehenden Vore (Eero Milonoff) begegnet, dessen animalisches Wesen eine immer größere Anziehung auf Tina ausübt.

Der 2018 in Cannes uraufgeführte „Border“ basiert auf einer Kurzgeschichte von John Aj­vide Lindqvist und erweist sich als höchst ungewöhnlicher ­Genre-Mix. Abbasi, der auch am Drehbuch mitschrieb, verknüpft skandinavische Folklore mit Krimi-Elementen, einer eigenwilligen Liebesgeschichte und einem Charakterdrama, das manch aufwühlende Überraschungen bereithält.

Aufgrund ihres grotesken Erscheinungsbildes hätten Tina und Vore schnell lächerlich wirken können. Der Regisseur zeichnet ihre langsame Annäherung trotz einiger bizarrer Momente aber erstaunlich feinfühlig nach. Die Vermischung von düsteren und absurd-komischen Passagen erzeugt eine seltsam faszinierende, rätselhafte Atmo­sphäre. Und mehr als einmal verleiten die Gespräche der beiden Außenseiter den Betrachter dazu, über gesellschaftliche Vorurteile, Konventionen und die menschliche Zerstörungswut nachzudenken.

Ein besonderes Lob verdient zweifelsohne Hauptdarstellerin Eva Melander. Obwohl sie unter einer dicken Maske steckt (hierfür erhielt die schwedisch-dänische Koproduktion sogar eine Oscar-Nominierung), bringt sie die schmerzhaften Erkenntnisse auf dem Weg von Tinas Selbstfindung kraftvoll und mitreißend zum Ausdruck. 

/ Christopher Diekhaus
/ Foto: Wild Bunch Germany

3001 Kino
16.4.19, 19 Uhr


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16. April 2019
18:07
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