(2.7.) Film, „Am Strand“, Holi Kino, 18 Uhr

Dominic Cooke bringt in seinem ersten Film die Szenen einer Ehe auf die Leinwand – komprimiert auf die Hochzeitsnacht im Strandhotel.

Szenen einer Ehe, komprimiert auf eine Hochzeitsnacht im Strandhotel: ein interessantes erzählerisches Experiment, das der britische Regisseur Dominic Cooke in seinem Spielfilmdebüt vollführt. Literarische Vorlage für das ebenso verstörende wie anrührende Kammerspiel war der Kurzroman „On Chesil Beach“ seines Landsmanns, des Bestsellerautors Ian Mc-Ewan („Abbitte“), der auch das Drehbuch schrieb. Das filmische Ergebnis spaltete die Kritik und dürfte wohl auch beim Publikum geteilte Reaktionen hervorrufen.

Vor allem das betont langsame Erzähltempo ist sicherlich nicht everybody’s cup of tea. Bis sich die dräuende Frage klärt, ob die beiden bislang jungfräulichen Frischvermählten „es“ nun endlich tun und wie das so wird, vergehen immerhin fast zwei Stunden. Die sind allerdings kunstvoll gefüllt mit detailverliebten Bildern, die vor Sixties-Zeitkolorit nur so tropfen, tollem Soundtrack und geschliffenen Dialogen, exzellent performt von Cineasten-Darling Saoirse Ronan (Oscar-Nominierung und Golden Globe unter anderem für „Lady Bird“) und ihrem bislang noch weniger bekannten Partner Billy Howle („Dunkirk“). Auch die zahlreichen Rückblenden, in denen die Kennenlerngeschichte des jungen Paares aufgerollt wird, sind mit Raffinesse einmontiert und erläutern eindrucksvoll die Hintergründe für die jeweiligen Unsicherheiten der Liebenden. Die führen dazu, dass sich die schönste Sache der Welt als nicht so einfach erweist, wie es der Mythos vorgibt.

Bei aller Tragik, die daraus entsteht, liegt die politische Aussage auf der Hand: Schmerzhaft deutlich arbeitet Crooke heraus, wie die bürgerliche Prüderie der Sechzigerjahre dazu führt, dass zwei Menschen, die sich doch eigentlich lieben, nur schwer körperlichen Zugang zueinander finden. Ob es den beiden am Ende gelingt, die Barrieren zu überwinden, ist die große Frage, aus der das poetische Liebesdrama seine trotz recht langer Laufzeit beträchtliche Spannung generiert. Faire Warnung zum Schluss: harte Fremdschäm-Momente! Nicht als Untermalung für Kinodates oder romantische Pärchenabende geeignet.

/ Karin Jirsak / Foto: Prokino

Holi Kino
2.7.18, 18 Uhr

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02. Juli 2018
10:42
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