In der Tradition von Literatur und Theater gibt es eine große Anzahl von männlichen Figuren auf der Suche nach Identität. Frauen als Protagonistinnen auf ihrem Weg zu sich selbst sind rar. Doch wie reagiert die Gesellschaft, wenn heute eine Frau Familie und Heimat verlässt, um in die Welt zu ziehen? Diese Frage untersucht der australische Regisseur Simon Stone in seiner Inszenierung von Henrik Ibsens „nordischem Faust“. In dem Stück von 1867 vereinte der norwegische Schriftsteller Groteskes, Märchenhaftes und realistische Elemente zu einer Tragödie. „Peer Gynt ist die aufregendste Rolle, die Ibsen (…) für eine Frau des 21. Jahrhunderts geschrieben hat“, findet Stone, der mit seiner Neudeutung klassischer Stoffe und großer Mythen in den letzten Jahren viel frischen Wind in die europäische Theaterszene gebracht hat.
Ursprünglich ist „Peer Gynt“, als Lügner und Angeber, Querdenker und Außenseiter angelegt, der sich auf einen individuellen Selbstfindungstrip begibt. In Stones neugeschriebener Fassung ist es eine Frau, die in Afrika Unternehmerin wird, sich als Prophetin, Philosophin und Reederin ausprobiert, und es versteht, aus allem Kapital zu schlagen. Erst als alte Frau kehrt sie in ihre norwegische Heimat zurück und trifft dort wieder auf ihre große Liebe. Die verschiedenen Lebensphasen von Peer Gynt besetzt Simon Stone mit drei Schauspielerinnen. (KAL)
Schauspielhaus
Kirchenallee 39
23.3. (Premiere), 27.3.
Foto: Matthias Horn