(24.10.) Film, „Clash“, 3001 Kino, 19 Uhr

Mohamed Diab hat mit „Clash“ einen meisterhaften Thriller über den Arabischen Frühling inszeniert. Einer der besten Filme des Jahres!

Der Arabische Frühling befeuerte ab Ende 2010 die naiven Vollblut-Demokratisierungsfantasien eurozentristisch angehauchter Diskutanten auf unserem Kontinent. Glasklar stand für sie fest, dass die protestierenden Volksmassen sich einzig und allein nach dem europäischen Staatsmodell sehnen. Friede, Freiheit, Demokratie, Wohlstand und natürlich auch ein bisschen Kapitalismus. Unter anderem vertrat diese hanebüchene Theorie der mittlerweile verstorbene ehemalige Außenminister und FDP-Chef Guido Westerwelle.

Wie verkürzt die Schwarz-Weiß geblendete Sichtweise des Westens war und immer noch ist, zeigt „Clash“ auf bedrückende Weise. Regisseur Mohamed Diab inszeniert seinen eindrucksvollen Thriller – Symbolik, ick hör dir trapsen – komplett aus der Perspektive von Insassen eines Gefängniswagens. Dort landen zunächst nur zwei amerikanische Reporter, die über die Unruhen in Ägypten im Jahr 2013 berichten. Bald aber füllt sich der Wagen bedenklich, die Polizei verhaftet sowohl Mitglieder und Unterstützer der islamistischen Muslimbruderschaft als auch Militäranhänger. Sowohl in der kleinen Zelle als auch außerhalb der Gitter schwellen die Konflikte in Schüben an. Schließlich steuert nicht nur der Wagen, sondern ganz Ägypten auf das totale Chaos zu.

Die Spannungsschraube dreht sich tüchtig

Mit der Etikettierung „Meisterwerk“ sollten Kritiker behutsam umgehen. Hier ist sie mehr als angebracht. Regisseur Diab reflektiert in seinem im Doku-Stil gefilmten Werk nicht nur den Zusammenstoß verschiedener Interessensgruppen, die um die Vorherrschaft Ägyptens kämpfen. Nein, er charakterisiert über ausdrucksstarke Figuren zudem geschickt die Divergenzen innerhalb der Gruppen. Zugleich lässt er hoffnungsvoll immer wieder zwischenmenschliche Gemeinsamkeiten aufflackern, die in den ideologischen Gräben jedoch mehr und mehr versickern.

An der Spannungsschraube dreht der Film tüchtig durch einfallsreiche Twists, ohne je in den Bereich des Unglaubwürdigen abzurutschen. Wer sich jenseits seiner Komfortzone im Party-Sessel über den Arabischen Frühling oder das Menschsein an sich unterhalten will, dem bietet „Clash“ eine erstklassige (und ernüchternde) Vorlage. Einer der besten Filme des Jahres!

/ Mirko Schneider

3001 Kino
24.10.17, 19 Uhr

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24. Oktober 2017
08:05
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