(25.4.) Theater, Das hier ist kein Tagebuch, Junges Schauspielhaus, 19 Uhr

Eine bissige Sozialstudie über das gehobene Bürgertum, in der „politcal correctness“ zum Klassen-Snobismus mutiert.
Das hier ist kein Tagebuch

Eine bissige Sozialstudie über das gehobene Bürgertum, in der „politcal correctness“ zum Klassen-Snobismus mutiert. Eine Familie, die ihr Leben nach gesellschaftlicher Anerkennung ausrichtet und ihre eigenen Bedürfnisse unter dem schönen Schein begräbt. Dabei wird aus versuchter Toleranz versteckter Rassismus und Prinzipien unterliegen einer verlogenen Doppelmoral.

Ulrike, eine gescheiterte Künstlerin, wohnt mit ihrem Mann Michael, ein erfolgreicher Chirurg, und ihrem pubertierenden Sohn in einer schicken Wohnung im „richtigen“ Viertel. Sie arbeitet als Assistentin für den Künstler Serge, der findet „Irrsinnig viel Arbeit bedeutet irrsinnig begehrt zu sein“ – trotz eines Burnouts sind Grenzen uncool.

Im Namen seiner Kunst nimmt er sich heraus, jeden schonungslos zu beleidigen, vor allem auf Michael hat er es abgesehen: „Loft, schnelles Auto und Gefresse in teuren Restaurants – du hälst dich für Systemkritisch, bist aber Teil des Systems.“ Als Serge die deren Haushaltshilfe Jessica zu seiner Muse erklärt, gerät Ulrikes Wertesystem durcheinander, denn eigentlich steht sie auf der sozialen Leiter über ihr. Dennoch findet sie: „Jeder soll seine Chance bekommen – auch die Polen.“

In diesem zwischenmenschlichem System ist Ulrike das Zentrum, die mit ihrem Kontrollwahn die Familie zu beherrschen versucht: ihrem Mann schreibt sie vor, wie und wo er sie im Bett anfassen soll, bis ihm die Lust vergeht und die Haushaltshilfe Jessica muss vor Dienstantritt duschen, weil sie angeblich stinkt.

Das Stück ist ein intelligenter Schlagabtausch. Herrlich schräg kommen Alltags-, Beziehungs- und Lebensprobleme einer Familie auf den Tisch, die alles hat und sich mit ihrem übertriebenen Drang zur Perfektion in hausgemachten Neurosen suhlt.

Dabei ist die zynische Zuspitzung saukomisch. Heike Marten hat das Stück von Marius v. Mayenburg hervorragend auf den Punkt inszeniert mit einem überzeugenden Ensemble. Vor allem Vivien Mahler (Ulrike) ist großartig! / Hedda Bültmann / Foto: Sinje Hasheider

Restkarten erhältlich!

Junges Schauspielhaus
25.4.17, 19 Uhr

Details
25. April 2017
05:28
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