(25.5.) Film, Berlin Syndrom (OmU), Studio Kino, 19 Uhr

Als verstörendes Kammerspiel hinterlässt „Berlin Syndrom“ einen starken Eindruck, auch wenn dem Film gegen Ende ein wenig die Glaubwürdigkeit abhandenkommt.
Berlin Syndrom

Verstörendes Kammerspiel. Auf der Suche nach Abenteuern und neuen Impulsen verschlägt es die australische Backpackerin Clare in die deutsche Hauptstadt. Begierig saugt sie bei ihrer Ankunft am Kottbusser Tor die multikulturelle Kreuzberg-Atmosphäre ein und findet sich schon am ersten Abend mit anderen Weltenbummlern auf dem Dach ihrer ranzigen Herberge wieder. Dort tauscht man sich aus. Raucht. Trinkt. Und geht im Morgengrauen getrennte Wege.

Als die junge Frau einige Stunden später dem Englischlehrer Andi begegnet, liegt gleich ein Knistern in der Luft. Auf einem Spaziergang durch eine Schrebergartenanlage folgt eine kurze Berührung. Doch erst am nächsten Tag kommen sich die beiden näher. Der Sex ist leidenschaftlich, offenbart aber schon in kleinen Gesten Andis Kontrollsucht.

Schlimmer noch: Schon bald begreift Clare, dass ihre Bekanntschaft sie nicht mehr gehen lassen will.

Der Einstieg in Cate Shortlands Romanadaption  von Melanie Joosten ist betont touristisch. Die Protagonistin staunt. Lässt sich treiben. Und fängt mit ihrer Kamera das Kiez-Leben in all seinen Facetten ein. Im Kontrast zu diesen offenen, luftigen Bildern steht Andis Wohnung, die sich in einem verlassenen Altbau befindet und zu Clares Gefängnis wird. Aus einer Romanze entwickelt sich ein Psychothriller, der in mehreren Passagen eine enorme Intensität erreicht. Teresa Palmer, die bislang oft nur als hübscher Blickfang inszeniert wurde, transportiert das ständige Schwanken ihrer Figur zwischen handfestem Überlebenskampf, Angst und Resignation auf eindringliche Weise, während der sonst so charmante Max Riemelt seine finsteren Seiten glaubhaft hervorkehrt.

Als verstörendes Kammerspiel hinterlässt „Berlin Syndrom“ einen starken Eindruck, auch wenn dem Film gegen Ende ein wenig die Glaubwürdigkeit abhandenkommt.

Etwas bemüht wirkt mitunter allerdings der Versuch, die unheilvolle DDR-Vergangenheit in Andis pathologischem Verhalten zu reflektieren und dem Geschehen so einen parabelhaften Charakter zu verleihen. / Christopher Diekhaus

Regie: Cate Shortland. Mit Teresa Palmer, Max Riemelt, Matthias Habich. Ab 25.5.17 im Kino

Studio Kino
25.5.17, 19 Uhr

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25. Mai 2017
15:25
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