(30.3.) Film, „Thelma“, Studio Kino, 18:30 Uhr

Mysteriös, gruselig und stetig bedrohlich brodelnd: Diese tragische Familiengeschichte ist ein kleines Meisterwerk.

Wenn es so etwas wie den perfekten Einstieg für eine mysteriös-unheimliche Coming-of-Age-Geschichte gibt, hat ihn der Filmemacher Joachim Trier („Louder Than Bombs“) in „Thelma“ konzipiert: Ein Mann und ein kleines Mädchen streifen durch die norwegische Wildnis und entdecken irgendwo zwischen den Bäumen ein Reh. Während die Tochter auf den Schuss ihres Vaters wartet, zielt er plötzlich unbemerkt auf sie, bringt es dann aber nicht Film fertig abzudrücken. Ein Prolog, der großes Unbehagen schürt und den Zuschauer gespannt macht auf die kommenden Ereignisse.

Viele Jahre nach dem verstörenden Ausflug in die winterliche Einöde zieht es das nun zu einer jungen Frau herangewachsene Mädchen aus der Provinz zum Studium nach Oslo. In ihrem neuen Umfeld findet sich die schüchterne Thelma zunächst nur schlecht zurecht und erleidet eines Tages in der Uni-Bibliothek eine Art epileptischen Anfall, der die Ärzte vor ein Rätsel stellt. Als sie in der Folgezeit endlich etwas aufblüht und ihrer Kommilitonin Anja näherkommt, beschleicht sie auf einmal das Gefühl, dass sie gefährliche Kräfte besitzen könnte.

Ein bedrohlich brodelndes Meisterwerk

Augenscheinlich inspiriert von Stephen Kings Horrormär „Carrie“ und deren Hollywood-Verfilmungen, entwerfen Trier und Koautor Eskil Vogt ein intelligentes, feministisch wie übernatürlich aufgeladenes Thrillerdrama, das sich ganz auf die Verunsicherung seiner Protagonistin konzentriert.

Eili Harboe spielt die zwischen ihrem streng religiösen Elternhaus und einem verlockenden Neuaufbruch schwankende Titelheldin mit einer umwerfenden Ausdruckskraft und malt so ein erstaunlich komplexes Charakterbild an die Wand. Nach und nach schält sich aus dem eindrucksvoll fotografierten Geschehen eine tragische Familiengeschichte heraus, die das übergriffige Verhalten von Thelmas Vater und ihrer Mutter in manchen Momenten nachvollziehbar erscheinen lässt. Nicht zuletzt diese Ambivalenz macht Triers stimmungsvolle, bedrohlich brodelnde Emanzipationserzählung zu einem kleinen Meisterwerk.

/ Christopher Diekhaus / Foto: Koch Films

Studio Kino
30.3.18, 13 Uhr

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30. März 2018
17:27
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