#stayathome | Film | Waves

Regisseur Trey Edward Shults fährt in „Waves“ die Abwärtsspirale der „Work hard, play hard“-Ideologie hinunter und wieder hinauf.
Waves2-©A24

Kurz gesagt: Regisseur Trey Edward Shults fährt die Abwärtsspirale der „Work hard, play hard“-Ideologie hinunter und wieder hinauf. „Waves“ ist ein Film in zwei Teilen. Die erste Hälfte widmet sich dem 18-jährigen Highschool-Schüler und Ringkämpfer Tyler Williams (Kelvin Harrison Jr.), der von seinem strengen, überehrgeizigen Vater Ronald (Sterling K. Brown) zu immer neuen Höchstleistungen gepusht wird. Tyler strebt eine Profikarriere an, doch eine zu lange ignorierte Schulterverletzung und ein Streit mit seiner Freundin Alexis (Alexa Demie) münden in eine Katastrophe.

In der zweiten Hälfte hadert Tylers kleine Schwester Emily (Taylor Russell) mit den Folgen und bändelt zärtlich mit ihrem Mitschüler Luke (Lucas Hedges) an, der wiederum selbst mit einem Familiendrama zu kämpfen hat. „,Waves‘ folgt einem Rhythmus wie Ebbe und Flut. Ich denke, damit ist der Film dem wirklichen Leben sehr ähnlich“, sagt Regisseur Trey Edward Shults.

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Der erste, hektische Teil mit dauerdröhnendem Soundtrack ist offensichtlich die Flut, der zweite Teil ein zur Besinnung kommendes Abebben nach dem Wellenbruch. Der Protagonistenwechsel erinnert an Derek Cianfrances „The Place Beyond the Pines“ mit Ryan Gosling und Bradley Cooper, doch „Waves“ bewegt sich mit seiner Überwältigungsästhetik weit weg von dessen psychologischer und emotionaler Tiefe.

Im ersten Teil rotiert, rennt, hetzt die Kamera mit Tyler durchs flackernde Miami, im zweiten Teil schwebt sie entrückt wie in einem dieser spiritualistischen Terrence-Malick-Filme (dessen Praktikant Shults war) über Emily hinweg – bloß kein Stillstand, scheint Shults’ Devise zu sein. Nähe zu den Figuren kommt so selten auf. Die schönsten Szenen sind die wenigen des Innehaltens. Ein Vater-Tochter-Gespräch, in dem die Ängste des Vaters durchbrechen, lässt ahnen, was der Film hätte sein können: eine feinfühlige Abrechnung mit dem Elend von Härte und Leistungsfähigkeit geprägter Männlichkeitsvorstellungen.

/ Ulrich Thiele

Eigentlich wäre Waves im März 2020 in den deutschen Kinos angelaufen. Aufgrund der Kino-Schließungen könnt ihr den Film zwar nicht auf großer Leinwand sehen, aber über Amazon Prime Video leihen oder kaufen.


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26. März 2020
16:17
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