Veranda Music: Von Herzen melancholisch

Nicolai von Schweder-Schreiner von Veranda Music spricht im Interview über das neuste Album, prominente Fans und sein Verhältnis zur Musik
Foto: Stefan Schmid

Nicolai von Schweder-Schreiner ist Gitarrist und Sänger der Hamburger Kult-Band Veranda Music. Mit ihrem neusten Album „Unter Einfluss“ ist die Gruppe auf Kurz-Tour in Hamburg und Berlin unterwegs. Im Interview spricht er über das erste deutsche Album, prominente Fans und sein Verhältnis zur Musik.

Interview: Henry Lührs

Nicolai, du hast dich neben „Veranda Music”auch als erfolgreicher Übersetzer und Theatermusiker etabliert. Möchtest du lieber mit Literatur oder lieber mit Musik assoziiert werden?

Das wechselt. Ich bin tatsächlich ganz froh, beides machen zu können. Auf einem bestimmten Erfolgslevel würde ich wahrscheinlich Musik sagen. Die war auch als erstes da. Bis vor kurzem wollte ich das immer vollkommen getrennt halten, also so, dass das eine nichts vom anderen weiß, inzwischen hat sich das aber irgendwie aufgelöst.

In den frühen 2000ern hat sich für euch als Band eine vielversprechende Musikkarriere angekündigt. Ihr wart beispielsweise auf Tour mit Legenden wie Marianne Faithfull und Jonathan Richman. Warum seid ihr heute keine Popstars?

Wir haben nicht aktiv dagegen angearbeitet, muss ich zugeben, im Gegenteil. Also, keine Ahnung, wir machen weiter, die Welt fängt jeden Tag von Neuem an. Hauptsächlich wollen wir natürlich mit dem, was wir für richtig und stark halten, Leute fesseln und ihnen einen Gewinn bringen.

„So wie wenn Andy Warhol Beethoven seine Bilder zeigt“

Trotzdem genießt ihr in der Hamburger Kulturlandschaft Kult-Status. Geht man auf eure Konzerte trifft man jede Menge anderer Hamburger Künstlerinnen und Kulturschaffende. Woran liegt das?

Ich habe immer erst im Nachhinein gehört, wer offenbar Fan ist. Es sind sicher auch gemeinsame, ähnliche soziale Kreise und wir laden auch mal gezielt Leute ein. Auf jeden Fall freut es mich natürlich immer, wenn Menschen, die ich selbst schätze, das mitkriegen und gut finden. So wie wenn Andy Warhol Beethoven seine Bilder zeigt.

Das neuste Album „Unter Einfluss“ ist das erste deutschsprachige Album von „Veranda Music“. Durch Americana-Einflüsse habt ihr euch immer von der Musikbewegung der Hamburger Schule abgehoben. Wie kam es zu diesem Stilwechsel?

In diesem Fall war es ja nur die Sprache. Angefangen mit zwei, drei Stücken, die wir live gespielt und dann aufgenommen haben. Daraus ist dann irgendwann ein ganzes deutsches Album geworden. Das war aber nicht gleich klar und im Endeffekt auch ein wilder, roher Kampf. Ich schätze mal, ab jetzt geht es wieder auf Englisch weiter.

Es fallen oft Namen wie John Lennon, Tindersticks oder Eels. Der Americana-Begriff war mir allerdings immer eher fremd. Das liegt zumindest bei mir daran, dass ich die Zugehörigkeit zu einer Bewegung oder Musikrichtung nie hatte. Es bezieht sich vielleicht mehr auf das Selbstverständnis, als darauf, wie die Musik klingt.

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Welche Rolle spielt Musik- und Undergroundkultur für dich heute?

Beschränkt sich für mich auf das konkrete Hören und Ansehen einzelner Interpretinnen und Interpreten ohne einen besonderen sozialen Zusammenhang, das war glaube ich schon immer so.

Das Album ist auch eine Hommage an den früh verstorbenen Hamburger Underground-Musiker Tobias Gruben. Darüber, ob ihr das auch nach Außen kommuniziert gab es in der Band zunächst Uneinigkeit, oder?

Total, wobei, innerhalb der Band nicht, nur mit dem Label und anderen. Ich würde es auch nach wie vor nicht so nennen. Es ist nicht wirklich so gemeint, außerdem hatte ich Angst, dass es dann wieder nur um dieses Thema geht, so wie damals nach seinem Tod, und nicht um die Genialität und Massentauglichkeit der Stücke.

„Ich empfinde Musik, die als traurig bezeichnet wird, oft auch gar nicht so“

Auch wenn ihr euch musikalisch nicht so leicht verorten lasst, was euch ausmacht ist eine konstante Melancholie. Woher kommt die?

Aus dem Herzen? Ich bin nicht sicher, wie viel das mit Mentalität zu tun hat und wie viel mit Musik. Ich empfinde Musik, die als traurig bezeichnet wird, oft auch gar nicht so. Sei es jetzt Cat Power, Tom Jobim oder Nick Cave. In der Schweiz kam mal nach dem Konzert jemand auf uns zu, der sich bei der Ankündigung verhört hatte und dachte, wir heißen ‘Fun Band‘. Fand er total passend, den Namen. Ich habe auch schon gelesen, wir würden “die Welt musikalisch von ihrer gebräunten Seite aufrollen”.

Der Sänger Olli Schulz hat sich vor einer Weile in seinem Podcast mit Jan Böhmermann „Fest und Flauschig” als großer Veranda Music Fan bekannt. Wusstest du das vorher schon?

Nein, das war eine Überraschung, da riefen mich danach ein paar Leute an. Das hat immerhin für sechsstellige Spotify-Zahlen gesorgt. Ich kannte das vorher nicht, seitdem bin ich aber auch sein Fan, echt.

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Am 17.06 tretet ihr im Knust auf. Angekündigt sind auch zwei oder drei Gäste. Welche?

Das ist vor allem eine generelle Ansage zu unseren Konzerten. Wir spielen gern und oft nicht nur zu viert als Band, sondern wie ein Ensemble erweitert zu fünft bis acht. In den letzten Jahren hat das immer variiert. Diesmal wird auf jeden Fall ein Percussionist dabei sein, der schon beim letzten Mal eine große Bereicherung war.

Am 17. Juni treten Veranda Music im Knust in Hamburg auf. Tickets gibt es bei Ticketmaster.


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