Reis- und Mais-Göttinnen, Nasi-Goreng-Fan-Shirts, getöpferte Teigtaschen: Auf den ersten Blick haben diese Objekte nicht viel gemeinsam. Doch im Zusammenspiel mit anderen Beiträgen von rund achtzig Menschen aus Hamburg beleuchten sie in der Ausstellung „Tausend Töpfe – was Essen uns angeht“ im MARKK Museum am Rothenbaum. Kulturen und Künste der Welt die vielen Facetten unserer Esskultur: vom Essen als soziale Erfahrung über kulturelle und historische Bedeutungen bis hin zu politischen Zusammenhängen.
Ausstellung über die Bedeutung von Essen: Die vielfältigen Geschichten der Beitragenden sollen den Kern bilden
„Wir wollten eine Ausstellung machen“, so Lara Ertener, die die Schau gemeinsam mit Noam Gramlich und Weiqi Wang kuratiert hat, „die die Stadtgesellschaft nicht nur mit einbezieht, sondern in der die vielfältigen Geschichten und Perspektiven der Beitragenden den Kern bilden.“ Deren Fotografien, Videos und selbst mitgebrachten Erinnerungsstücke ergeben nun im Dialog mit den Sammlungsobjekten des MARKK ein vielstimmiges Mosaik, das verdeutlicht, dass Essen ebenso gesellschaftsverbindend wie -trennend sein kann. Auf diese Weise kam eine, wie Ertener sagt, „überraschend politische“ Ausstellung heraus, deren Exponate auf ganz unterschiedliche Weise berühren, aufklären oder zum Nachdenken anregen können. Die Hamburger Künstlerin Hannimari Jokinen etwa platzierte eine Coca-Cola-Flasche auf einem Podest vor einer Wand mit Texten, Bildern und Objekten aus der Sammlung, die auf koloniale Verflechtungen hinweisen, die dem Handel mit den Originalzutaten der Cola zu Grunde liegen. „Hamburg gibt sich bis heute noch den Beinamen ,das Tor zur Welt‘. Der Wohlstand unserer Hansestadt hat massiv und maßgeblich mit historischen Wirtschaftsstrukturen zu tun – somit auch mit Kolonialismus und dem globalen Handel mit versklavten Personen“, so die Kuratorin. Dabei sei der globale Zuckerhandel und die damit verbundenen ökologischen und gesundheitlichen Konsequenzen immer noch ein großes Thema.
Essen kann ebenso gesellschaftsbildend wie -trennend sein.
Lara Ertener, Kuratorin
Bunte Teller und Töpfe: Die Kochgefäße erzählen Geschichten
Doch Essen kann ebenso eine kulturelle Brücke und ein persönlicher Ausdruck von Liebe sein – wie die Geschichte des Objektes zeigt, das aus dem Privatbesitz des Bildhauers Ulugbek Ahmedov stammt. Sein persönlicher Kazan – ein gusseiserner schwarzer Topf – ist für ihn mehr als ein Kochgefäß: Er ist ein Gefährte, der ihn seit drei Jahrzehnten begleitet und Erinnerungen an Heimat, Familie und Freundschaft in sich trägt. An einer anderen Wand in der Schau hängen etliche bunte Teller, auf denen aus Ton getöpferte Gerichte aus aller Welt – insbesondere Teigtaschen – appliziert sind. Gestaltet wurden all die Ausstellungsstücke von Schülerinnen und Schülern der Stadtteilschule am Hafen. Die Rolle der Globalisierung und der Vermischung kulinarischer Traditionen oder auch Fragen rund um Normen, Vorurteile, Flexibilität und Inklusion spielen aber auch in weiteren Beiträgen der Schau eine große Rolle. „Ich glaube“, fasst Ertener zusammen, „dass in der Ausstellung sehr viele unterschiedliche Fragen aufgeworfen werden – persönliche, politische, gesellschaftliche. Wenn Besuchende eine von diesen Fragen für sich mitnehmen, fände ich das sehr schön.“