Zimmer frei: Der Hamburger Collaboroom ist ein Umsonst-Raum für Kreative, der rund um die Uhr gefilmt wird
Hamburger Studierenden sind wohl schon die bunten Collaboroom-Plakate an den Schwarzen Brettern der Unis aufgefallen. Sie werben für einen 30 Quadratmeter großen Raum, den jeder umsonst nutzen kann – für Häkelkurse, Rave-Partys oder was auch immer. Der Haken an der Sache: die Welt schaut.
Rund um die Uhr filmen vier Kameras alles, was in dem Raum passiert. Der Livestream wird auf die Homepage der Werbeagentur Grabarz & Partner übertragen. „Es ist ein Experiment. Einfach eine lustige Idee“, sagt der Geschäftsführer Ralf Heuel über die Kampagne. „Die Kunden sehen, wir sind eine lebendige, fidele Agentur, bei der immer was los ist.“ Ein geschickter Schachzug.
So schmücken immer neue Gesichter wildfremder Menschen, die arbeiten, rumsitzen, feiern oder einfach nur schlafen, seit dem 1. September die Webseite. Der Collaboroom wurde auch schon für Singer-Songwriter oder Rock-Konzerte gebucht. Einmal hat die wegen Lärms benachrichtigte Polizei den Gig einer Band vorzeitig beendet, doch die Musiker durften noch drei Songs spielen, bevor sie ihre Live-Session abbrechen mussten.
Der Collaboroom an der Bundesstraße (Rotherbaum) ist vor allem für Künstler, Kreative oder Sportler gedacht, die auch regelmäßig kommen können, zum Beispiel für Kurse. Aber auch jemand, der eine Übernachtungsmöglichkeit sucht, kann bis zu sieben Tage am Stück bleiben. Ein bisschen Privatsphäre gibt es dann doch: In der angrenzenden Küche und im Bad wird nicht gefilmt.
Im Oktober und November ist der Umsonst-Raum noch an vielen Tagen nicht ausgebucht. Bisher finden hier ein Bier-Tasting, ein Blues-Abend und eine Foto-Ausstellung statt.
Text: Natalia Sadovnik