Die erste Chiptunes-Party Hamburgs 8 Pauli zieht in den Goldenen Salon im Hafenklang. Zum Auftakt gibt’s die Crème de la Crème der 8-bit-Szene aufs Tablett
Chiptunes – was in New York, Amsterdam und Berlin schon lange zum guten Ton gehört, steckt im hippen Hamburg noch in den Kinderschuhen. Nicht mal mit dem Begriff „Chiptunes“ können die meisten hier etwas anfangen. Komisch eigentlich, wo doch Elektronisches bei uns in voller Blüte steht.
Dabei erklärt sich die Musik eigentlich von selbst: Chiptunes – Tunes vom Chip. Genauer gesagt von Soundchips, die man im Gameboy, in Oldschool-PCs oder im Super Nintendo findet. „Jedes Gerät, das einen 8-bit-Chip besitzt, kann im Prinzip Musik machen. Sogar Taschenrechner“, erklärt Robin Stam, Pionier der Hamburger Szene und Veranstalter des 8-Pauli-Events, das im August sein Einjähriges feiert. „Die meisten Künstler benutzen umgebaute Retro-Gameboys und Spielekonsolen, die so modifiziert wurden, dass der Sound auf großen Boxen gut kommt. Es gibt aber auch Artists, die sich ihre ,Instrumente‘ selbst bauen, so wie FirestARTer.“ Dieser bringt am 8. August seinen „Nerdsynth“ mit, einen coolen Synthesizer in Form eines großen gelben Gameboys, mit dem er seine Tunes live auf dem Podium performed.
Apropos Nerds. Sind Chiptunes-Partys eigentlich nur was für Nerds? Für Oldschool-Gamer, die den ganzen Tag Zelda, Sonic oder Donkey Kong zocken? „Ja, die sind natürlich auch da“, sagt Robin und lacht, „aber auch Kunstinteressierte und Hipster stehen auf Chiptunes. Und ganz ,normale‘ Fans elektronischer Tanzmusik, die einfach neugierig sind.“
Und tanzbar sind Chiptunes in jedem Fall, auch wenn die ersten 15 Minuten immer etwas „gewöhnungsbedürftig“ sind, denn man muss sich – wie so oft im Leben – erstmal darauf einlassen. Den Abend im Goldenen Salon wird 8-Pauli-Veranstalter Robin selbst eröffnen, denn er ist als „The Mad Bitter“ schon seit ein paar Jahren auf den Bühnen des Landes unterwegs. Danach folgt Matthias Witzke alias „Die moderne Welt“, bei dem ein echter Commodore 64, ein alter 8-bit-Computer aus den 80ern, zum Einsatz kommt. Im Gegensatz zum experimentellen Klang von „The Mad Bitter“ kombiniert er lustige Melodien mit Rock-Samples, ungewöhnlichen Geräuschen und straffen Beats.
Wie in einem Computerspiel fühlt man sich nur Minuten später bei „Poly in Frames“, dessen extravagante Kunstwerke sich sekündlich steigern. So, als ob einem immer mehr von Super Marios Gegnern in den Weg springen würden, bevor man am Ende des Levels mit Wario um das Herz von Prinzessin Peach kämpfen kann. Gameboy-Tunes vom Feinsten!
Der wohl bekannteste Act des Abends ist der bereits erwähnte FirestARTer aka Frau Holle, der eigentlich Thomas heißt, aus Wuppertal kommt und die Szene der Niederlande in den letzten Jahren aufgemischt hat. Schon im Alter von elf Jahren hat er die Tracks seiner Lieblingsgames auf Kassette aufgenommen – kein Wunder, dass er heute Soundtüftler par excellence ist. Wer mal reinhören möchte, sollte sich sein Album „Delayed since 2007“ oder seine fantastische Version von „Love is in the air“ auf der 70s Chiptune Covers Compilation anhören. Und natürlich im August im Goldenen Salon vorbeischauen, gemeinsam mit Mario und Luigi um Prinzessin Peach kämpfen und das Abenteuer Chiptunes in echter Retro-8-bit-Manier genießen.
Text: Ina Volkmer
Foto: Robin Stam
Goldener Salon/Hafenklang
Große Elbstrasse 84 (Altona-Altstadt)
8.8., 22 Uhr
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