Kraftakt fürs Off-Theater: Das Sprechwerk zeigt im August gleich zwei gesellschaftskritische Eigenproduktionen
Wenn andere Theater in die Sommerpause gehen, fangen die Sprechwerk-Schauspieler erst an zu proben. Bisher war das kleine Theater als Aufführungsort für freie Theatermacher und Gastspiele bekannt. Einmal im Jahr gab es eine Eigenproduktion, die von der Kulturbehörde gefördert wurde. Die letzte, „1984“, wurde so gut aufgenommen, dass die Schauspieler Lust bekamen, etwas Größeres zu machen. Die neue Veranstaltungsreihe „Wortgefechte“ zeigt vier bis fünf dialogstarke Eigenproduktionen im Jahr. Ein Kraftakt für das kleine Haus, zumal nach wie vor nur eines davon gefördert wird.
Im August gibt es gleich zwei Premieren. „Antarktis“ erzählt von Menschen, die sich mit Apps optimieren und nicht mehr zu sinnlichen Erfahrungen fähig sind. Die zweite Premiere mixt Salman Rushdies „Die Satanischen Verse“ mit Oskar Panizzas radikal antikatholischer Satire „Liebeskonzil“ aus dem Jahr 1894. „Im Januar haben wir einen Antrag auf Förderung gestellt und ein paar Tage später war der Anschlag bei Charlie Hebdo“, sagt die Sprechwerk-Intendantin Konstanze Ullmer. Sie wollte das Thema religiöser Fanatismus unbedingt ansprechen und so beschäftigt sich das Stück einerseits „blasphemisch mit dem Islam“, andererseits „respektlos mit dem Christentum“. Aktueller geht’s kaum.
Text: Natalia Sadovnik
Foto (Die Satanischen Verse/Liebeskonzil): Stefan Malzkorn
Hamburger Sprechwerk
Klaus-Groth-Straße 23 (Borgfelde)
„Antarktis“, 22..8 (Premiere), 23.8., 20 Uhr
„Die Satanischen Verse/Liebeskonzil“: 28.–30.8., 20 Uhr