Die Schwestern Josepha und Cosima Carl alias JOCO sprechen übers ständige Zu-zweit-Sein, Stilfindungsprozesse und den Hamburger Popkurs
Cosima und Josepha, schon eure Mutter hatte mit ihrer Schwester eine Band, als sie in eurem Alter war. Haben die beiden euch ermutigt, es ihnen gleichzutun?
Josepha: Wir selbst fanden es spannend, zusammen etwas zu erfinden. Die beiden haben damals auch keine Popmusik gemacht wie wir heute. Sie hatten, sagen wir mal, einen etwas anderen Style (lacht).
Cosima: Ein paar Gemeinsamkeiten gab es aber schon: Auch unsere Mutter und ihre Schwester hatten sich auf zweistimmigen Gesang fokussiert. Und auf der Bühne standen beide gleichermaßen im Vordergrund, es gab keinen Star und keine Begleitmusikerin. Nur zusammen waren sie ein Act, so wie wir jetzt.
Und wie ist das ständige Zu-zweit-Sein für euch? Wenn ihr immer zusammen im Proberaum, im Tourbus und auf der Bühne seid, muss der Teamgeist ein sehr großer sein, um sich nicht auf die Nerven zu gehen.
Josepha: Wir haben gelernt, die Stärken der anderen zu schätzen, uns aufeinander einzulassen und zu ergänzen.
Cosima: Wir machen das alles wirklich gerne zusammen. Wir sind froh, zu zweit zu sein.
War das schon immer so?
Cosima: Schon während der Schulzeit war es so, dass ich zum Beispiel Klavier geübt habe, Josepha mich gehört und sich sofort dazugesetzt hat, um etwas Passendes zu singen.
Josepha: Nach der Schule sind wir zusammen fürs Musikstudium nach Holland gegangen, wo wir gemerkt haben, dass unsere Schwesternverbindung durch nichts zu ersetzen ist. Ich habe wirklich das Glück, dass Cosima meine Lieblingslieder schreibt. Es ist das Tollste für mich, diese später zu singen und zu performen.
Jetzt wird’s kitschig. Irgendetwas habt ihr doch sicher nicht gemeinsam!
Josepha: Ja, ich trage meistens einen Dutt und Cosima die Haare offen (lacht). Das war’s aber auch schon.
Cosima: Wir sind uns tatsächlich sehr einig. Wir sprechen auch jede Entscheidung, die die Karriere betrifft, genau durch, ohne uns dabei zu streiten.
So richtig los ging’s mit eurer Karriere in Hamburg. Ihr habt sogar einmal gesagt, die Möglichkeiten, die ihr jetzt hättet, hättet ihr allein Hamburg zu verdanken. Damit habt ihr auf den Popkurs angespielt, den ihr 2013 belegt habt.
Cosima: Genau. Der Popkurs findet jedes Jahr statt, und jeder Jahrgang bildet sofort eine Familie, die vielleicht für immer zusammenbleibt.
Josepha: Wir haben beim Popkurs nicht nur Musiker kennengelernt, sondern auch Geschäftskontakte geknüpft und Menschen getroffen, die uns bis heute beraten. Peter Weihe, Anselm Kluge und Ulrich Wehner begleiten uns seit dem Popkurs.
Habt ihr euch denn schon akklimatisiert in der Musikindustrie?
Josepha: Es gibt immer Höhen und Tiefen, und wir merken, wie wichtig es ist, sich bei allen Entscheidungen treu zu bleiben. In unserer jetzigen Situation sind wir sehr glücklich.
Cosima: Bei unserer Album-Produktion hat uns niemand unter Druck gesetzt, was uns extrem wichtig war. Die Kulturförderung ITZEtalent hat die Produktion ermöglicht, so hatten wir alle Freiheiten.
Und ihr selbst? Habt ihr euch unter Druck gesetzt? Zum Beispiel, als ihr für nur zwei Tage in die Abbey Road Studios gefahren seid, um in der Kürze ein ganzes Album aufzunehmen?
Josepha: Wir haben unsere Songs über lange Zeit intensiv vorbereitet, und dann gingen die zwei Tage im Studio wie in einem Rausch vorbei. Wir haben es erreicht, in der kurzen Zeit unsere 13 Songs aufzunehmen und dabei unseren Stil auf den Punkt zu bringen.
Cosima: Klar und pur ist unser Sound. Wir brauchen nur die Kombination Schlagzeug, Klavier und Gitarre und natürlich unseren zweistimmigen Gesang. Auf diese Weise im Abbey Road aufzunehmen, zusammen mit unserem Produzenten Steve Orchard, war eine unglaubliche Erfahrung.
Interview: Erik Brandt-Höge
Foto: Benedikt Schnermann
Die nächste Möglichkeit, JOCO in Hamburg live zu sehen, ist der 4.7. beim Daughterville Festival.
Ihr Album „Horizon“ erschien am 5.6. bei Columbia/Sony Music.
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