Bei ihrem Auftritt auf der Rollschuhbahn in Planten un Blomen begeisterte die Düsseldorfer Band ihr Publikum mit einem Querschnitt durch ihr Schaffen und einer Show, die alles bereit hielt, was ein gutes Konzerterlebnis verspricht. Den gelungenen Abend ließen sich die Fans auch von Bestuhlung und Dauerregen nicht verderben
Text: Kevin Goonewardena
Fotos: Jérome Gerull
Die Gruppe um die Rapper Koljah, Panik Panzer und Danger Dan – der erst im Frühjahr mit seinem Solo-Album, dem überraschenden Klavierwerk „Das ist alles von der Kunstfreiheit gedeckt“ die Spitze der deutschen Charts anführte – dürfte so ziemlich jedem Musikfan in Deutschland ein Begriff sein.
Unter dem Radar läuft die Band, die sich zwischen Punk-, Rap- und Popmusik bewegt, allerdings immer noch. Daran hat auch ihr Nummer eins Album „Anarchie und Alltag“ (2017) nicht viel geändert. So ist es nicht wirklich überraschend, dass es für das Konzert auf der Eislaufbahn in Planten un Blomen am 6. August 2021 im Rahmen des Kultursommers noch Tickets zu moderaten 35 Euro an der Abendkasse gab.
Mit der Hook „Antilopen gibt ‘ne Party und ihr kommt nicht rein“ des Stückes „Pepsi Und Basmatireis“ eröffnen die Rheinländer ihr Set, da hatten sie die über den Absperrzaun des Veranstaltungsort lugenden ticketlose Zuschauer:innen längst entdeckt.
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In gut eineinhalb Stunden spielte sich die Gruppe quer durch ihren musikalischen Werdegang – inklusive der obligatorischen Erwähnung des ehemaligen und vierten Bandmitgliedes NMZS. Dieser hatte im Jahr 2013 noch vor Abschluss des Plattenvertrags mit dem Label JKP, der Düsseldorfer Punkband Die Toten Hosen, und vor dem Erscheinen des Debütalbums „Aversion“ (2014), den Freitod gewählt. Die drei verbliebenen Mitglieder widmeten ihm das Stück „Enkeltrick“, das, so die Rapper, auf eine Idee ihres verstorbenen Freundes zurück geht.
Tanzfläche Tisch
„DIE KYNGZ SIND BACK!!!1“, „Wünsch dir nix“, „Globuli“, natürlich ihr Stück „Pizza“, über das sie selbst immer ironisch an ihre Hörerschaft gewandt sagen: „Wenn ihr nicht dumm wärt, wäre ‘Pizza’ kein Hit“ und ihren Klassiker, Lead-Single ihres Debüts „Beate Zschäpe hört U2“, waren nur einige der live dargebotenen Songs.
Das Publikum musste aus Pandemie-Gründen zwar auf den sonst üblichen Moshpit verzichten, gab aber auch im Sitzen alles – vor allem zeigte sich der Großteil vertraut mit den Texten der Rapper. Die gaben sich alle Mühe die Pandemie vergessen zu machen: Schon der Refrain des zweiten Stückes „Army Parka“ wurde zum Mitmach-Moment des Konzertes: „Ich schlender‘ durch das KaDeWe / Ohne Geld im Portemonaie / Ich klau mir, was ich will, ok. Alléz, alléz, alléz…“ heißt es dort.
Als dann schließlich beim letzten Song des Abends, mit dem bezeichnenden Titel „Anti Alles Aktion“ (Unter dem Namen haben die Musiker auch vor Antilopen Gang Musik gemacht) doch noch das gesamte Publikum unaufgefordert den Drang nicht mehr unterdrückte sich zu bewegen, aufstand, neben den Bierbänken und auf den Tischen begann zu tanzen, hatte das Konzert auch diesen Moment, in dem Musik, Künstler:innen, Publikum, Zeit und Ort eins werden.
Diesen Moment also, den man nicht planen und nicht wiederholen kann, der hier wider der Vernunft war, aber immer authentisch ist und die Erinnerung an den Abend bestimmen wird.