Gegen das Vergessen: Neue Ausstellung im Altonaer Museum thematisiert die Tatorte des NSU

Die Ausstellung „Blutiger Boden. Die Tatorte des NSU“ zeigt eine eindringliche Schau gegen rechte Gewalt – mit Regina Schmekens Fotografien der NSU-Tatorte
Exponat „Süleyman Taşköprü (31)
27.06.2001, Hamburg, Schützenstraße“
Exponat „Süleyman Taşköprü (31) 27.06.2001, Hamburg, Schützenstraße“ (©Regina Schmeken)

Auch wenn die Welt sich weiterdreht, die Zeit ihre Zeichen setzt, Landschaften und urbane Räume sich äußerlich verändern, bleibt manchen Orten, so alltäglich sie sein mögen, Vergangenes fest eingeschrieben – insbesondere, wenn sie an Menschen erinnern, denen Schreckliches widerfahren ist, wie in der Schützenstraße in Altona. Am 27. Juni 2001 wurde dort Süleyman Taşköprü in einem Lebensmittelladen, den er gemeinsam mit seinem Vater betrieb, von zwei Mitgliedern des Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU) ermordet. Zwischen 2000 und 2007 verübte der NSU in acht deutschen Städten eine Verbrechensserie, bei der außer Taşköprü noch neun weitere Menschen starben – und deren Namen nicht in Vergessenheit geraten dürfen: Enver Şimşek, Abdurrahim Özüdoğru, Habil Kılıç, Mehmet Turgut, İsmail Yaşar, Theodoros Boulgarides, Mehmet Kubaşık, Halit Yozgat und Michèle Kiesewetter.

Exponat „Eine Schwerverletzte (19) 19.01.2001, Köln, Probsteigasse“ (©Regina Schmeken)

Fotografische Mahnmale: Kein Blut, aber hörbare Stimmen 

Um all den Genannten zu gedenken, suchte die Fotografin Regina Schmeken zwischen 2013 und 2016 die Tatorte auf und hielt sie auf jeweils drei großformatigen Schwarz-Weiß-Bildern fest: Kein Blut war mehr sichtbar, keine Gewalt, kein Leid. Doch gerade in der Unscheinbarkeit dieser Orte scheint sich die Unfassbarkeit terroristischer Gewalt und die Unsagbarkeit menschlichen Verlusts zu äußern. Nun hängen Schmekens Bilder derzeit im Altonaer Museum – wie fotografische Mahnmale, angeordnet zu einem raumgreifenden Fries – und füllen den ersten Saal der Ausstellung „Blutiger Boden. Die Tatorte des NSU“. In einem zweiten Raum haben die Kuratorinnen Lisa Miller und Nicole Mattern daran anknüpfend einen multimedialen Ort der Erinnerung geschaffen, der den Ermordeten und ihren Angehörigen eine Stimme verleiht – in Form von Aufstellern mit Porträts und persönlichen Informationen, mit emotionalen Aussagen von Familie und Freunden sowie mittels mehrerer Videointerviews mit Zeitzeuginnen und Zeitzeugen, Engagierten und Betroffenen. Zudem ruft die Schau die Besuchenden kraft einer partizipativen Installation zur Reflexion darüber auf, was Erinnern für sie selbst bedeutet, und motiviert sie dazu, diese Gedanken auch zu teilen: für das Miteinander, gegen das Vergessen. 

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