Clubs im Lockdown: Logo-Chef Eberhard Gugel im Interview

Logo-Geschäftsführer Eberhard Gugel (Foto: Lea Marie Goltz)

Logo-Geschäftsführer Eberhard Gugel über die Rettung des Rock ‘n‘ Roll-Clubs und die weiterhin großen Risiken für die Veranstaltungsbranche

Interview: Erik Brandt-Höge

SZENE HAMBURG: Eberhard, das letzte Konzert im Logo fand am 13. März statt, einen Tag später wurde der Club geschlossen, weil Konzerte nicht mehr erlaubt waren. Konntet ihr diese Maßnahme voll und ganz nachvollziehen?

Eberhard Gugel: Jein. Einerseits dachte ich damals – wie so viele andere Doofe es auch dachten – dass ich mich einmal schnell anstecke, Antikörper entwickle und es dann hinter mir habe. Dieses Denken hat sich aber bald relativiert. Die Schließung musste passieren, und ich konnte auch den zuletzt beschlossenen Lockdown verstehen. Ich nahm und nehme das Thema Corona durchaus ernst.

Wie viele Konzerte sind denn seit Mitte März im Logo ausgefallen?

Im Schnitt machen wir jährlich 250 Konzerte. Siebeneinhalb Monate ohne Konzerte bedeuten also ungefähr 150 ausgefallene.

Und was bedeutet das an finanziellen Einbußen?

Bei monatlich rund 15.000 Euro Kosten haben wir bis heute 112.000 Euro in den Sand gesetzt. Unsere sieben sozialversicherungspflichtigen Mitarbeiter sind alle in Kurzarbeit. Und unsere viele Aushilfen haben einfach nur Pech gehabt, ebenso die freien Mitarbeiter.

Vermutlich kann ein Club dieser größer und Ausrichtung auch keine großen Rücklagen für Krisensituationen anhäufen, oder?

Wir hatten tatsächlich Rücklagen, die für circa ein Jahr gereicht hätten. Aber so ein Jahr geht ja schnell rum, wie man gerade sieht, und ich gehe nicht davon aus, dass wir vor dem nächsten Sommer wieder öffnen können. Wir hatten das Glück, dass uns zwischenzeitlich vom Staat geholfen wurde. Zudem hat ein Mitarbeiter eine „GoFundMe“-Aktion ins Leben gerufen. Dadurch haben wir die Sicherheit, dass wir das nächste Jahr durchhalten werden.

Die erwähnte Spendenaktion, die Ende September online ging, hat sehr rasch gewirkt. Schon Anfang Oktober habt ihr verkündet, dass das Logo „erst einmal safe“ wäre.

Genau, es waren 60.000 Euro über „GoFundMe“, die uns vier Monate gesichert haben. Eine befreundete Band, Rogers, hat uns zudem 10.000 Euro gegeben. Die sind mit einem Konzert in den Vorverkauf gegangen, das sie irgendwann mal im Logo spielen wollen, und von dem die gesamten Einnahmen dem Club geschenkt wurden. Ein Gast und Musiker hat weitere 10.000 Euro fürs Logo über Facebook gesammelt. Zusammen mit den 20.000 Euro Sofort- und den 8.000 Euro Überbrückungshilfe sowie 32.000 Euro von der Kulturbehörde war die Rettung möglich. Es ist ja aber auch so: Wenn jemand sagt, dass ich meinen Club schließen muss, dann muss auch jemand für meine Kosten aufkommen – und zwar genau der, der auch die Schließung angeordnet hat.

Kam es fürs Logo eigentlich in Frage, Live-Kultur unter Pandemie-Bedingungen wieder stattfinden zu lassen, als es erlaubt war? Der Nochtspeicher etwa hat ja Konzerte vor einem sitzenden Publikum von 60 Personen veranstaltet.

Nein! Der Nochtspeicher kann das ja gerne machen, jeder andere Club auch. Aber als ich das Logo 1994 übernommen habe, habe ich sofort alle Tische und Stühle rausgeräumt. Rock ‘n’ Roll und Sitzplätze – das passt für mich nicht zusammen. Ich habe kürzlich auch mit Leuten gesprochen, Punkmusiker, die vor sitzendem Publikum gespielt haben. Und die fanden es zum Kotzen.

Muss ja auch nicht – denn es sieht fürs Logo aktuell nicht schlecht aus, auch weil die Spendenaktion weiter läuft.

Ja, aber sie ist mittlerweile ziemlich eingeschlafen. Die Leute haben alle einmal gespendet, spenden jetzt vielleicht für etwas anderes, dann kommt Weihnachten … Man wird ganz schnell wieder vergessen. Und wie lange der Staat noch bereit sein wird, die Clubs zu unterstützen und wirtschaftlich aufrecht zu erhalten, wird auch erst die Zukunft zeigen. Ich glaube, wenn im Laufe des nächsten Jahres kein Impfstoff gefunden wird, dass man sich von Club-Konzerten ernsthaft verabschieden muss.

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