Konzert des Monats – Die Fantastischen Vier

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Foto: Robert Grischek

Smudo von den Fantastischen Vier über mehr Gelassenheit im Musikgeschäft, den anhaltenden Drang, cool gefunden zu werden und ein Hobby hoch oben in den Wolken. Am 14.1. treten die Hip-Hopper in der Barclaycard Arena auf – unser Konzert des Monats.

Interview: Erik Brandt-Höge
Foto: Robert Grischek

SZENE HAMBURG: Smudo, spürst du aktuell eine besonders große Verantwortung, wenn du mit der Band auf die Live-Bühne gehst?

Smudo: Eigentlich gehen wir mit einem ähnlichen Gefühl auf die Bühne, wie zu anderen Zeiten auch. Wir haben jetzt kein größeres Sendungsbewusstsein, weder bei dem, was wir vorher schreiben, noch was die Art angeht, wie wir auftreten.

Dabei unterhaltet ihr mittlerweile drei Generationen von Fans. Von vielen könntet ihr die Väter sein.

(lacht) Das ist richtig. Aber wir haben trotzdem kein spezielles Familienprogramm für unsere Shows entwickelt. Für mich kann ich sagen: Ich bin ein Mann in seinen besten Jahren, und wenn ich mein bisheriges, sehr abwechslungsreiches Leben überblicke, gab es definitiv eine Konstante, nämlich das gute Bühnengefühl. Das ist heute, mit 50, genauso wie mit 20.

Was ist die Basis dieses guten Gefühls?

Wir sind als Band einfach sehr lange zusammen und schon fast mehr als eine Familie. Wir sind im gleichen Alter, haben privat wie beruflich ähnliche Perspektiven. Es gibt niemanden, der mich besser und intimer beraten kann, als meine Bandkollegen – und das auf allen Ebenen. Und dann funktioniert es eben auch auf der Bühne.

Hat sich mit der Zeit vielleicht auch mehr Live-Gelassenheit ergeben?

Ich verspüre heute allgemein mehr Gelassenheit als in anderen Zeiten.

Kannst du ein Beispiel nennen?

Neulich hatten wir ein Treffen mit Four Artists, unserer Firma. Von der sind wir ja selbst Kunden, und dadurch ergeben sich auch mal Konflikte. Diskussionen werden heute aber weniger hitzköpfig geführt, als noch vor zehn Jahren. Das liegt auch an einer von uns sehr gepflegten, fortschrittlichen Work-Life-Balance.

„Geil-gefunden-werden ist Motivation“

Irgendwelche unangenehmen Begleiterscheinungen des Älterwerdens?

Die Sprungfrequenz auf der Bühne ist nicht mehr so hoch. Und wenn wir drei, vier Tour-Tage hinter uns haben, reicht ein Tag zur Erholung auch nicht mehr aus.

Du hast mal gesagt, ihr hättet einst mit der Musik angefangen, um „geil gefunden zu werden“. Daraus wurden Ruhm und Reichtum. Heißt euer Ziel heute deshalb vielleicht eher: Bloß keine Langeweile aufkommen lassen?

Es gibt schon noch bestimmte künstlerische Momente, in denen das Geil-gefunden-werden eine Motivation ist. Als Musikkonsument und Fan von Bands kenne ich es, dass es manchmal einen Punkt gibt, an dem ich Künstler irgendwie doof oder einfach zu alt finde, ihnen also entwachse. Und ich und wir möchten nicht, dass das mit uns passiert. Wir kämpfen dagegen an.

Hat sicher auch mit Eitelkeit zu tun. Ist die mehr geworden mit den Jahren?

Sie hat sich auf jeden Fall verschoben. Zum Beispiel lässt mit dem Alter die Sehkraft nach, und dann muss man eine Brille tragen – ob man will oder nicht. Auf der Bühne mit Brille kommt aber nicht in Frage. Also habe ich mir Kontaktlinsen anpassen lassen. Das ist sicher auch Eitelkeit. Ansonsten war ich aber noch nie wirklich eitel, früher habe auch nie großen Wert auf mein Äußeres gelegt, was heute allerdings anders ist. Ich war immer froh, dass mein persönlicher Modezar sich um die Bandgarderobe gekümmert hat.

Du meinst Michi Beck?

Genau. Er ist nach wie vor der Verantwortliche für unsere Klamotten. Dafür geht er richtig los, sucht Partner, führt Verhandlungen. Er ist auch der Style-Master für unseren Merchandising-Shop. Er ist immer der Erste, der neue Entwürfe bekommt und daraufhin die Ansagen macht.

„Fliegen ist für mich wie die Golfrunde für Alice Cooper“

Die Fantastischen Vier, die Firma, der TV-Job bei „The Voice“: Braucht es zum ständigen Leben in der Öffentlichkeit bestimmte Ausgleiche?

Ich habe ja einen Pilotenschein und fliege und mache auch sonst viele Dinge abseits der Musik. Das tue ich aber nicht, um die Öffentlichkeit auszugleichen, sondern weil es zu meiner Welt dazu gehört. Ich genieße alle Perspektiven in meinem Leben.

Und welche Tätigkeit entspannt dich im Moment am meisten?

Das Fliegen! Weil es immer einen klaren Anfang und ein klares Ende hat. Alles läuft nach Checklisten ab. Die klaren prozeduralen Abläufe im Cockpit sind für mich, der in einem wilden Arbeitsleben zwischen Familie mit drei Töchtern einen sehr unregelmäßigen Terminkalender zu bändigen hat, die pure Erholung. Das Fliegen ist für mich wie die Golfrunde für Alice Cooper (lacht). Und – auch wenn das jetzt sehr dramatisch klingt – es geht dabei ja um nichts weniger als zu fliegen!

Wer kann denn schon fliegen – außer den Göttern!? Wenn ich da oben alleine in meiner Blechdose sitze und nachts über der geschlossenen Wolkendecke fliege, habe ich das Gefühl, der letzte Mensch auf dieser Welt zu sein.

Die Fantastischen Vier: 14.1., Barclaycard Arena, 19 Uhr

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Dieser Beitrag stammt aus SZENE HAMBURG Stadtmagazin, Januar 2019. Das Magazin ist seit dem 21. Dezember 2018 im Handel und zeitlos im Online Shop und als ePaper erhältlich! 


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